Eine junge Frau und die Ritter der Tafelrunde im Kampf Gut gegen Böse
Als Waise wuchs die mittlerweile 18-jährige Charlotte Stuart in der Nähe von London auf. Pflegerinnen und Erzieher kümmerten sich um das Kind und ihr Leben verlief zunächst in geregelten Bahnen. Später, nachdem sie eine besondere Gabe offenbarte, wurde sie aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen und in ein abgelegenes Haus einer Geheiminstitution gebracht. Hier musste sie, nur begleitet und getröstet von ihrem Stoffesel, ihre Gabe bei Gleichaltrigen anwenden. Ihr Fähigkeit und Aufgabe war es festzustellen, ob ein Mensch eher der guten Seite zuneigt, oder seine oder ihre Aura dunkel, möglicherweise schwarz verfärbt ist.
Als eines Tages ein junger Mann auftaucht und sie aus ihrem Gefängnis befreit, folgt sie ihm sofort. Seitdem versteckt sie sich mitten in London, kellnert in einem Pub und hofft, nie wieder von ihrer Vergangenheit eingeholt zu werden. Ihre besonderen Kräfte hat sie, auf Anraten ihres Freundes Dex, weitgehend schlafen gelegt. Sie will, sie darf nicht auffallen.
Entdeckt
Dex ist eines Tages verschwunden und abtrünnige KORT Agenten (Knights of the Round Table) heften sich auf Charlottes Fersen. Nur den Nachfahren von Artus‘ Tafelrunde ist es zu verdanken, dass sie den Abtrünnigen entkommen kann. Sie ahnt, nein sie weiß, dass sie keine andere Wahl hat, als sich diesen anzuschließen und ihre Gabe in den Dienst von KORT zu stellen. Andernfalls würden die Abtrünnigen in ihrem Versuch, die Weltherrschaft an sich zu reißen, sie gefangen nehmen und zwingen, ihnen zu Diensten zu sein.
Dass Noel Mayfield, ein Nachfahre des Lancelot, sich um sie kümmert ist ein positiver Aspekt. Sein despotischer Vater dagegen, der KORT leitet, macht ihr das Leben nicht einfach. Dazu kommt, dass sie eine merkwürdige Verbindung zu einer Frau verspürt, die eigentlich seit Jahrtausenden tot sein sollte und für das pure Böse steht. Morgana, die Halbschwester Artus‘, eine Zauberin und intrigante Mörderin, sucht ihre Nähe.
Weniger Love-Story wäre hier mehr
Lena Kiefer hat sich mit ihrer bisherigen Romantasy-Reihe „Ophelia Scale“ und der New Adult Reihe „Don‘t“ eine feste Lesergemeinde erschrieben. Nicht von ungefähr tauchten die Bücher auf der Spiegel-Bestsellerliste auf. Nun legt sie den ersten Band einer neuen Urban-Fantasy-Trilogie vor.
Die Grundidee ist durchaus ungewöhnlich. Die Nachfahren der legendären Tafelritter kümmern sich mit ihren unterschiedlichen Gaben darum, das Gute auf der Welt zu unterstützen. Eigentlich fast zu schön um wahr zu sein, beweisen die täglichen Nachrichten doch, dass Gewalt, Ungerechtigkeit und Rücksichtslosigkeit weiterhin auf dem Vormarsch sind. Kein Wunder, dass es einen Widerpart gibt.
Also Hell versus Dunkel, Licht gegen finstere Nacht, dazu Geheimnisse satt und Flüche. Was darf natürlich nicht fehlen? Eine große, sich anbahnende Liebe. Letztere nimmt einen recht breiten Raum ein, die Schmetterlinge im Bauch dominieren den Plot ein wenig zu stark. Dies geht zu Lasten der Verwicklungen und einem glaubhaften Fundament für die Geschichte.
Insbesondere die Widersacher unserer Protagonistin agieren etwas in der Luft hängend. Warum haben sie sich dazu entschieden, KORT zu verlassen und das Böse auf der Welt zu unterstützen? Nur Geltungssucht und Machtstreben? Da bleibt vieles rudimentär, offen und mysteriös. Hier hätte ein wenig mehr Raum für eine nachvollziehbare Motivationsdarstellung dem Buch gutgetan. Auch wenn dies eventuell zu Lasten der rasanten Actionszenen gegangen wäre.
Fazit
Alles in Allem kann „Ein gefährliches Vermächtnis“ als Auftaktband zur „Knight“-Reihe nicht voll überzeugen. Die guten Ansätze und cleveren Ideen hat Lena Kiefer nicht geschickt genug genutzt. Stattdessen steht einmal mehr eine Love-Story an, die die eigentliche Handlung in den Hintergrund drängt.
Carsten Kuhr
Knights-Trilogie, Band 1
Fantasy
cbj
August 2021
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Carolin Liepins
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