Krieg, Freundschaft, Familienbande – und noch mehr Krieg
Wenn man über Drew Sparks spricht, muss man zuerst mit zwei Irrtümern aufräumen: Zum einen ist Drew keine Frau, sondern ein Mann. Zum anderen kein Amerikaner oder Brite, sondern ein waschechter Deutscher. Das wissen außer seinen Fans offenbar nicht einmal eingefleischte Science-Fiction Kenner. In der Kommentarsektion der SF Rundschau im STANDARD kam wiederholt die Frage auf, wer denn nun der deutsche Übersetzer der „Ghost“ Romane sei. Was ihn abgesehen von dem eigenwillig gewählten Pseudonym auszeichnet: Er hat es geschafft, eine siebenteilige Reihe ohne nennenswerte Durchhänger zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen.
Military über alles, aber mit Hirn
Wir begleiten Mel Rokka, anfangs ‚nur‘ ein Sergeant, auf seinen militaristischen Abenteuern, Kämpfen, Schlachten und Kriegen. Eigentlich nicht nur ihn, sondern auch seine Verwandtschaft – aber da mehr zu erzählen, wäre bereits ein Spoiler.
Nur so viel: Gekämpft wird im All, auf mehreren Systemen, in der Luft und am Boden. Und es geht um nichts weniger, als das Brechen einer interstellaren Schreckensherrschaft. Die Bühne stimmt.
Mel Rokka ist dabei mit Körpermodifikationen gesegnet, die teilweise sogar Cyberpunk-Helden vor Neid erblassen lassen. Sowohl im Nahkampf, als auch mit Schusswaffen und Sprengstoff, hat er es drauf. Ja, er ist eine Mary Sue – aber keine penetrante, und niemals so sehr, dass die Spannung leiden würde.
Die Fraktionen verändern sich im Lauf der Reihe, sind in einem dynamischen Fluss. Gegner werden zu Verbündeten, neue Bedrohungen erscheinen. Die Welt, in der Rokka seinem Kriegshandwerk mal aus Notwendigkeit und durchaus manchmal aus Überzeugung, nachgeht, wird nicht so schnell langweilig. In seine Gedankenwelt lässt es sich hervorragend eintauchen, denn der Protagonist ist erstklassig geschrieben und ausgearbeitet.
Schlicht, aber elegant
Im Gegensatz zu vielen anderen „Military SF von der Stange“ Autoren schafft es Sparks, seine Geschichten nicht wie literarisches Fast Food herunterzuspulen. Er ist sich dessen bewusst, dass er keine Weltliteratur schreibt. Entsprechend packt er keine existentialistischen philosophischen Grundüberlegungen in seine Romane. Innerhalb seiner Szenen geht er jedoch in die Tiefe, und das gekonnt. Ein gewisses Polit-Thriller und Verschwörungselement ist laufend und gut eingewebt. Zu keinem Zeitpunkt wirken Charakter und Geschehen austauschbar, keine einzige Szene wirkt niveau- oder lieblos. Manchmal subtile, manchmal brachiale Veränderungen des Erzähltempos sorgen für Abwechslung. In den letzten beiden Bänden überzeugen auch die Nebenfiguren, was die Bücher noch wertiger aussehen lässt. Die Kämpfe sind packend, die Settings spannend und das Handwerk ist mehr als solide.
Das Fleisch ist stark, aber die Seele hat Schwächen
Natürlich sind nicht alle sieben Bände gleich spannend, gleich rasant, gleich gut aufgebaut. In Teil 4 und 5 der Reihe gibt es einige Längen und Verzettelungen, jedoch sind selbst diese unterm Strich noch lesenswert.
Was man Sparks vorwerfen kann ist, dass er bei den Zeichnungen der politischen Gegebenheiten und der Auswirkungen auf die Betroffenen nur soweit in die Tiefe geht, wie es für seine Story nötig ist. Mehr als einmal hätte ich mir einen reflektierenden Spaziergang durch das gesamte Spektrum all jener ‚einfachen Leute‘, die unter der Unionsherrschaft leiden, gewünscht. Eine tief gehende Diskussion, die nicht nur mit der aktuellen Situation der Protagonisten zu tun hat. Andererseits ist auch das eine Stärke der Reihe: Auf Ausschweifungen wird verzichtet und es geht zur Sache.
Fazit
Alles in allem zählt die „Ghost“ Reihe zu den besten langläufigen und abgeschlossenen Reihen der deutschen Military SF. Für Fans dieses Genres gibt es von mir eine uneingeschränkte Lese-Empfehlung. Aber auch SF Freunde allgemein sollten sich die Bücher zumindest als Strand- oder Flugzeuglektüre auf den Wunschzettel setzen.
Danke! an Gastredakteurin Tamara Yùshān
Ghost Heptalogie
Science-Fiction, Military
Amazon Media
September 2018 - Dezember 2019
ca. 2700 Seiten in 7 Bänden
Funtastik-Faktor: 79