Im Auftrag des Yeti – Jim Butcher

Harry Dresden ist zurück

Im Auftrag des Yeti - Jim Butcher © Feder & Schwert
Im Auftrag des Yeti © Feder & Schwert

Oft sind es Frauen, die dem Urban Fantasy-Genre ein Gesicht verleihen. Starke, weibliche Charaktere, wie Mercedes Thompson oder Kate Daniels, werden von Autorinnen wie Patrica Briggs oder Kim Harrison geschrieben. Männliche Autoren und Titelhelden sind in dieser literarischen Kategorie eher selten vertreten. Jim Butcher ist mit seiner »Die Dunklen Fälle des Harry Dresden«-Reihe einer der bekanntesten.

Sein Hauptcharakter ist der Magier Harry Dresden, der Einzige seiner Zunft, der im Telefonbuch steht. In 15 Romanen und einer Kurzgeschichtensammlung konnten die Leser bislang seine Abenteuer erleben. Aktuell sitzt der Autor am 16. Buch, dessen Erscheinungstermin allerdings noch unbekannt ist. Damit die Wartezeit nicht allzu lang wird, sind zwei weitere Story-Sammlungen herausgekommen, von denen die Erste unter dem Titel »Im Auftrag des Yeti« nun im deutschen Stammverlag der Serie, Feder & Schwert, erschienen ist. Ob und wann der zweite Band, der im Englischen »Brief Cases« heißt, auf Deutsch erhältlich sein wird, ist ebenfalls nicht bekannt.

Das Gefühl, zweimal zu zahlen

Wobei die »Brief Cases« Sammlung ein Problem mit sich bringen wird. Sie fällt umfangreicher aus und beinhaltet die drei bereits in »Im Auftrag des Yeti« publizierten Erzählungen. Kein Wunder also, dass viele Fans nicht glücklich darüber sind, in gewisser Weise zweimal zur Kasse gebeten zu werden. Dass der nun erschienene Kurzgeschichtenband der »Harry Dresden«-Serie mit 168 Seiten ungewöhnlich schmal ausfällt, trägt zusätzlich zum Unmut bei. Immerhin ist der Preis mit 9.95€ fair. Schließlich ist der Verlag keiner der ganz Großen seiner Zunft, wie zum Beispiel Heyne oder Piper.

Ist das wirklich Jim Butcher?

Wenn die Geschichten die sonst übliche Jim Butcher-Qualität hätten, wäre der Erzählband vermutlich trotzdem positiv von den Fans angenommen worden. Doch die ist nicht gegeben. Stattdessen lesen sich die Erzählungen ungewohnt und anders, als man es von dem Autor gewohnt ist. Alle drei Stories handeln davon, dass der Yeti Schultern-stark-wie-drei-Flüsse Harry Dresden anheuert, damit dieser auf seinen Halbyeti-Sohn Irwin aufpasst. Denn der steckt regelmäßig in Schwierigkeiten. In der Schule wird er von seinen Mitschülern gemobbt. Dazu erkrankt Irwin, was ihm als Nachkomme eines Yetis nicht passieren sollte. Und zu guter Letzt verliebt er sich auf dem College in das falsche Mädchen.

Etwas fehlt.

Allen Geschichten gemein ist, dass die Magie der Harry Dresden-Erzählungen fehlt. Zudem gibt es, bis auf die dritte Story, keine Verknüpfungen mit dem Dresdenverse. Man könnte beinahe glauben, dass der Autor für diesen Band frühe Plotentwürfe, die er bisher nicht verwendete, erneut hervorgeholt und geringfügig an seine berühmte Reihe angepasst hat. Vor allem der sonst übliche Humor der Serie fehlt nahezu ganz.

Dabei ist das Buch nicht vollkommen schlecht. Im Gegenteil: Wenn man die genannten Schwächen beiseite lässt, lesen sich die Erzählungen durchaus interessant. Man erlebt hier einen Sohn, der ohne seinen Vater aufwächst, bzw. nichts von diesem weiß. Gleichzeitig gehen die Geschichten auf die Perspektive des Yetis ein und auf die Gründe, wieso er sich nicht um seinen Spross kümmern kann. Es wird deutlich, dass der Yeti kein Rabenvater ist, sondern sich wegen seiner Natur als übernatürliches Wesen an andere moralische Standards hält. Die Charakterisierungen der Protagonisten überzeugen durchaus.

Trotzdem ist der Band unterm Strich eine große Enttäuschung. Es ist vermutlich besser, die Harry Dresden Fans warten auf den nächsten Kurzgeschichtenband, dessen Qualität dann hoffentlich mehr dem sonst üblichen Standard Jim Butchers entspricht.

DANKE an Gastredakteur Götz Piesbergen

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Im Auftrag des Yeti
Story Sammlung zur Harry Dresden Reihe
Jim Butcher
Fantasy
Feder & Schwert
Februar 2018
168

Funtastik-Faktor: 29

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