Es fühlt sich fast an wie heimkommen, wenn man die gläsernen Hallen der Leipziger Messe betritt, die sich mit Büchersüchtigen füllt. Das Foto habe ich ein bisschen geschummelt, denn die Sonne ließ sich erst am Freitag blicken. Mindestens genau so schön wie die Sonne ist hier der Schriftzug auf den Treppenstufen „Für das Wort und die Freiheit“, die sicherlich wichtigste Botschaft der Leipziger Buchmesse.
Programmpunkt Donnerstag: Leute treffen und labern
Den ersten Messetag hatte ich mir von Terminen freigehalten und konnte mich daher ganz in Ruhe auf den Programmpunkt des Tages konzentrieren. Dazu bedurfte es keinerlei Aktionismus, denn schon im Presseclub liefen mir Blogger über den Weg, die ich vom NRW Bloggerstammtisch kenne und im Flur kamen weitere Buchmessebekanntschaften dazu.
Der erste Weg führte wie immer in Halle 2, nicht aber zum WerkZeugs-Stand. Von diesen engagierten Menschen, die in Leipzig viele Jahre eine Autorenlounge (der berühmte Streichelzoo), einen großen Verkaufsstand für Bücher und Merchandising-Artikel und die Fantasy-Leseinsel organisierten, mussten wir uns schon im Vorfeld verabschieden. Die Messegesellschaft konnte oder wollte ihnen kein wirtschaftlich sinnvolles Angebot mehr machen. Mit Grausen erinnere ich mich noch an das Jahr 1 nach dem letzten Auftritt von WerkZeugs auf der Role Play Convention, die sie aus ähnlichen Gründen verlassen mussten. Das Lese Café verdiente diesen Namen kaum, so wenig war da los und ein lieblos hingeworfener Verkaufsstand mit absolut lustlosem Personal machte alles noch schlimmer. Ganz so desaströs wurde es auf der Leipziger Messe in diesem Jahr zum Glück nicht. Denn für einen zentralen Anlaufpunkt in Halle 2 hatte dankenswerter Weise das PAN Autorennetzwerk mit der Einrichtung einer Autorenlounge gesorgt. Dort bekam ich das Einlass gewährende Bändchen, Mineralwasser und Wlan. Und traf natürlich weitere alte und neue Messebekanntschaften.
Amandara, fleißige Mitredakteurin bei phantastisch-lesen, machte mich mit dem Autor Robert Corvus bekannt, den ich schon morgens am Flughafen gesehen hatte. Er betreibt einen YouTube-Kanal und lud mich ein, ihm ein kleines Interview zu geben. Dafür trafen wir uns nachmittags am Perry Rhodan Stand und hatten beide viel Spaß daran, über die Messe und meinen Blog zu quatschen. Noch lustiger war das anschließende Gespräch zu dritt mit Klaus Bollhöfener über die Tücken der Typographie. Nun weiß ich endlich was der gelernte Schriftsetzer unter Schweizerdegen, Hurenkinder und Schusterjungen versteht. Und – ganz wichtig – wie und warum man Ws anschneidet.
Buchpreis der Phantastischen Akademie SERAPH
Wie immer beendete die Seraph-Verleihung den Messe-Donnerstag und dieses Mal gewannen zwei Autorinnen den begehrten „Staubfänger“ wie Kai Meyer die hübsche Statuette einmal getauft hat. Der Preis für das „Beste Debut“ ging an Julia Lange und ihr Buch „Irrlichtfeuer“ und als „Bestes Buch“ wurde „Die silberne Königin“ von Katharina Seck ausgezeichnet.
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!
Programmpunkt Freitag: Termine, Termine, Termine
Mittags um 12 Uhr ging es mit dem Presse und Bloggertreffen mit Brandon Sanderson los, über das ich einen separaten Artikel geschrieben habe. Auch hier ergab sich die Gelegenheit, die Menschen hinter anderen Phantastik-Blogs kennenzulernen, was genauso spannend war, wie der Austausch mit dem Autor. Leider war die Zeit recht knapp bemessen, denn ich musste anschließend zum Interviewtermin in Halle 5 zum Kiepenheuer & Witsch Stand. Der Krimiautor Volker Kutscher, dessen Gereon Rath Romane ich sehr mag und für das Magazin Booknerds rezensiere, stand mir Rede und Antwort auf meine Fragen. Es war ein sehr intensives und spannendes Gespräch über die Bücher, den Nationalsozialismus und die Parallelen zu jener Zeit in der aktuellen Politik. Das Interview könnt ihr demnächst bei Booknerds nachlesen.
Beim offenen Bloggertreffen, in diesem Jahr von Literaturschock organisiert, traf ich dann erneut auf bekannte und neue Gesichter. Mit einem Bier ließ sich sehr entspannt über die Bücher, WordPress und die Erfahrungen als Blogger austauschen. Inzwischen waren auch Tom und Stephan Orgel eingetrudelt und zurück an der Leseinsel habe ich nach langer Zeit mal wieder eine Lesung der beiden gehört. Die letzte war, glaube ich, in Dreieich auf der BuCon zu „Orks vs. Zwerge“, Band 1. In Leipzig stellten die beiden den zweiten Band der Blausteinkriege „Sturm aus dem Süden“ vor. T.S. Orgel nahmen mich auch ohne Anmeldung mit zum Heyne Bloggertreffen, was eine gute Gelegenheit war als stiller Beobachter im Hintergrund Fotos zu schießen und das Gewusel aus Bloggern und Autoren auf sich wirken zu lassen.
Die Leipziger Buchmesse klang für mich im Steak-Restaurant des Seaside-Hotels mit Familie Orgel, Carsten Steenbergen, Bernhard Hennen und Amandara bei Veggie-Burger und belgischem Bier aus. Die Leipziger Buchmesse 2017 war also eigentlich wie immer: ein wunderbarer inspirierender Pool aus Büchern, Menschen, Meinungen, Ideen und Erfahrungen. Good Bye, Leipzig, bis hoffentlich nächstes Jahr.