Letzte Hoffnung (The Frost Files 1) – Jackson Ford

Kein Superheldenbuch von der Stange

Letzte Hoffnung (The Frost Files) © Knaur Verlag
Letzte Hoffnung (The Frost Files) © Knaur Verlag

Hallo, mein Name ist Teagan Frost. Ja, ich gebe es zu, ihr habt ja recht, das ist nicht der Name, mit dem ich auf die Welt gekommen bin. Aber – what the fuck – er ist der, mit dem ich derzeit unterwegs bin. Meine Hobbys sind, – nein wir sind weder bei einer TV-Gameshow noch bei einer Dating-App – Kochen und Essen. Mein Traum ist es, in meiner Wahlheimat L.A. ein eigenes Restaurant aufzumachen.

Doch das wird wohl für immer ein Traum bleiben, weil ich zum einen einer höchst geheimen Regierungseinheit angehöre, die sich um Ermittlungen bei den ganz bösen Buben kümmert. Zum anderen verfüge ich über besondere Fähigkeiten. Und schlussendlich habe ich auch noch einen Mord am Hals. Ihr müsst nämlich wissen, dass ich Telekinese kann. Also, ich kann Gegenstände – leider nichts Organisches – mit der Kraft meiner Gedanken bewegen.

Warum ich arbeite und nicht schon längst alle Casinos der Welt leergeräumt habe? Weil es nicht ganz so einfach ist, meine Kraft einzusetzen und die Typen in den weißen Mänteln nur darauf warten, mein Gehirn aufzuschneiden. Wenn ich nicht kooperiere, überlässt meine Chefin mich den Weißkitteln. Und dann gnade mir Gott.

Da mache ich mich doch lieber mit Rap-Musik auf den Ohren daran, den mir zur Last gelegten Mord aufzuklären.

L.A., Action und eine Superheldin – mal erfrischend anders

„The Frost Files – Letzte Hoffnung“ – einmal mehr ein Superhelden-Buch, so dachte ich mir, als ich den Waschzettel las. Der Originaltitel „The Girl who could move Sh*t with her Mind” deutet bereits an, dass dieser Serienauftakt Überraschungen bereithält. Und tatsächlich ist Teagan alles andere, als die typische übercoole Superheldin.

Als Ich-Erzählerin ist die Protagonistin eine perfekte Wahl. Mit ihrer frechen Schnauze kommt sie ebenso authentisch, wie sympathisch ‘rüber. Die junge Frau mit Superkräften, auf die sie sich wahrlich nichts einbildet, ist weit vom Gewohnten entfernt. Der Roman präsentiert uns einmal nicht überhebliche Helden in faszinierenden Outfits, sondern eine glaubwürdige Figur mit jeder Menge Problemen, die wir Leser sehr gut nachvollziehen können.

Insbesondere der saloppe, freche und temporeiche Erzählstil macht die Lektüre kurzweilig. Gleich zu Beginn springen wir mit Teagan aus dem 82. Stockwerk eines Hochhauses. Danach dreht der Autor die Action immer weiter auf, anstatt es etwas langsamer angehen zu lassen. Das ist großes Action-Kino für die breite Leinwand im Kopf.

Die Darstellung des Handlungsorts – Los Angeles, das Gebiet der Straßengangs – wirkt wirklichkeitsnah. Vom Glamour der Villengegenden ist die Heimat unserer Protagonistin weit entfernt. Wenn man denn kritisieren möchte, ist anzumerken, dass Teagan die Schicksalsschläge zu gelassen wegsteckt. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau.

Als Gesamteindruck bleibt, dass Jackson Ford einen rasanten, actionreichen Knaller vorgelegt hat, der ganz nebenbei ein kritisches Bild vom Leben und Leiden der nicht so Begüterten in L. A. bietet. Dazu begeistert er mit einer bodenständigen und vorlauten Heldin viel Selbstironie und Witz, deren mitreißende Abenteuer packende Unterhaltung bieten.

Carsten Kuhr

Letzte Hoffnung
The Frost Files, Band 1
Jackson Ford (Übersetzung: Christoph Hardebusch)
Fantasy (Urban Fantasy)
Knaur Verlag
April 2020
475
Markus Weber

Funtastik-Faktor: 80

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