Sieben schwarze Klingen (Die Chroniken von Scar 1) – Sam Sykes

Revolverheldin mit magischer Pistole auf Rachefeldzug

Sieben schwarze Klingen ©Piper
Sieben schwarze Klingen ©Piper

Das Land Scar liegt zwischen drei miteinander verfeindeten Reichen. Hier tummeln sich diejenigen, die in keinem dieser Staaten willkommen sind: Vagabunden, abtrünnige Magier und Verbrecher. Scar ist zugleich der Schauplatz für den Rachefeldzug von Sal Kakophon. Bewaffnet mit einer magischen Pistole, einer Klinge namens Jeff und mit einer Flasche Whiskey im Gepäck, sucht sie nach den Leuten, die ihr Leid angetan haben. Ihr Ziel ist eine Liste von sieben Namen abzuarbeiten. Sieben Menschen gilt es zu töten, die jeweils mit einer schwarzen Klinge bewaffnet sind.

Viel Lärm

Kakophonie bedeutet Missklang, eine schlecht klingende Folge von Lauten. Man benutzt das Wort, um großen Lärm zu beschreiben. Dass Autor Sam Sykes diesen Begriff als (Nach)Namen für seine Heldin und deren Pistole gewählt hat, deutet an, dass es in „Sieben Schwarze Klingen“ laut zugehen wird. Was es auch tut, hier knallt es mächtig auf gefühlt jeder zweiten Seite.

Sam Sykes lässt seine Erzählerin die Geschichte in Form von Rückblenden wiedergeben. Die Protagonistin wurde gefangen genommen und erzählt der Kommandierenden ihres Gefängnisses all die Ereignisse, die zu ihrer Gefangennahme führten. Launig präsentiert sie ihre Geschichte. Denn diese „Heldin“ ist alles, aber keine, die zurücksteckt oder klein beigibt. Und um keinen derben Spruch verlegen. Gewalt und Überlebenskampf ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Immer wieder gerät Sal Kakophon in Situationen, in denen nur ihre Kampferfahrung, ihre magische Waffe und ihr Pragmatismus weiterhelfen. Häufig hat sie es mit Wesen zu tun, die ihr an magischen Kräften überlegen sind, da sie von Lady Merchant besondere Gaben erhalten haben.

Trotz Unstimmigkeiten eine interessante Welt

Das Magiesystem, welches die meisten nutzen, ist eines der interessantesten Aspekte in „Sieben Schwarze Klingen“. Die genannte Lady Merchant gehört anscheinend einer mächtigen Wesensart an, dass seine Gunst jedem zuteil werden lässt, der darum bittet. Doch viele dieser Begünstigten zahlen einen hohen Preis. Portalmagier werden nach einer Weile gelähmt und Magier, die ihre Gestalt verändern, verlieren nach und nach ihr ursprüngliches Aussehen. Allerdings gibt es Privilegierte, denen diese Magie nichts anhaben kann.

Enthüllungen dieser Art gehören zu den Pluspunkten des Romans, genauso wie die grandios geschriebene Action. Man weiß immer, was warum geschieht und hat zu keinem Moment das Gefühl, die Übersicht zu verlieren. Bewunderung bringt man dem Durchhaltevermögen der Protagonistin entgegen. Oft ist sie hoffnungslos unterlegen, kassiert reichlich Treffer und gewinnt trotzdem durch ihre Gewieftheit die Oberhand.

Auch der Weltenbau, in „Sieben Schwarze Klingen“ bietet viel Interessantes. Hier bringt der Autor wiederholt gelungene Ideen ein, wie beispielsweise eine Rebellion oder diverse Sekten. Nur leider nutzt Sykes diese Ideen nicht zu Gunsten der Geschichte. Stattdessen hat man den Eindruck, dass er im Mittelteil den Überblick verliert und diese Details kaum mit der Kernhandlung verbindet. Statt sich auf einen kohärenten Plot zu konzentrieren, schreibt er lieber eine weitere Actionszene und mäandert ziellos vor sich hin. Zwar wird man auf den 684 Seiten gut unterhalten. Allerdings wäre das Buch problemlos mit 200 Seiten weniger ausgekommen, wenn der Autor die Handlung gestrafft und Redundanzen vermieden hätte.

Zurücklehnen und Gehirn abschalten

Zudem versäumt es der Autor glaubwürdige Antagonisten eizuführen. Zwar lernen wir ein paar Namen von Gegnern und ihre Verbindungen zu Sals Geschichte kennen. Doch im Grunde handelt es sich dabei nur um Figuren, die Sal nach und nach von ihrer Liste streicht. Sie erhalten kaum charakterliche Tiefe, gerade genug, um den Hass der Protagonistin auf sie zu rechtfertigen. Eine einzige Ausnahme gibt es, doch auch diese Figur bleibt weitestgehend blass.

Fragwürdig ist, dass Sal immer genug Munition für ihre Waffe hat, obwohl sie damit wahrlich verschwenderisch umgeht. Es gibt nur zwei Szenen, in denen Sam Sykes erläutert, wie seine Heldin neue Patronen für die Pistole erhält. Und das, was seine Protagonistin als Nachschub kriegt, passt nicht annähernd zu dem, was sie später verbraucht. Eins von mehreren Details, die nicht ganz passen.

Trotz aller berechtigter Kritik ist „Sieben Schwarze Klingen“ ein durchaus vergnüglicher Roman. Es ist ähnlich wie bei einem Hollywood-Actionfilm: Solange man keine zu hohen Ansprüche an die Handlung stellt, hat man durchaus Spaß an der Geschichte.

Götz Piesbergen

Sieben schwarze Klingen
Die Chroniken von Scar 1
Sam Sykes, Übersetzung: Wolfgang Thon
Fantasy
Piper
August 2020
684
Sarah Borchart, Guter Punkt

Funtastik-Faktor: 60

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