Ace in Space – Judith und Christian Vogt

Krachende Space-Action und gelebte Toleranz

Ace in Space - Judith und Christian Vogt © Ach je Verlag
Ace in Space © Ach je Verlag

Eine ferne Zukunft. Die Menschheit bereiste über Wurmlöcher die Galaxie, erschloss Welten und breitete sich im All aus. Dabei haben die allmächtigen Großkonzerne die Aufgaben der früheren Staaten übernommen und sichern nun ihre Pfründe mit allen Mitteln. Ohne jemandem Rechenschaft ablegen zu müssen.

Danai war als hoch spezialisierte und gut bezahlte Pilotin bei Hadronic Inc. beschäftigt. Enttäuscht und desillusioniert flieht sie mit einem illegal angeeigneten Raumgleiter zu ihrer Mutter. Was Auswirkungen nach sich zieht, mit denen sie nie gerechnet hätte.

Vorhang auf für die Daredevils, eine der vielen Jockey-Gangs. Sie bestreiten ihren Unterhalt über gestreamte Abenteuer und mithilfe von Förderern auf Social Media-Kanälen. Danai landet bei ihrer Mutter, die die Daredevils anführt. Unter Umgehung des gewohnten Procederes, ernennen sie sie zum vollwertigen Mitglied der Gang. Den Unfrieden, den die Anführerin damit säht, räumt ihre Tochter schnell aus der Welt. Aus einem Wettstreit gegen drei der Daredevils geht sie siegreich hervor. Doch der Triumph währt kurz. Die Daredevils verlieren ihren Förderer, weil sie sich weigern, Unschuldige zu ermorden. Nun heißt es den Gürtel enger zu schnallen und nach anderen, nicht legalen Verdienstmöglichkeiten Ausschau zu halten. Da kommt der Hilferuf einer der Verflossenen eines Piloten gerade recht.

Siedler entdeckten auf dem terraformten Mond Vallun II ein reichhaltiges Rohstoffvorkommen. Als Folge landen dort nicht nur Sektierer, die den Stoff verehren. Hadronic Inc. lässt Bomben regnen, um die Siedler zu vertreiben. Und die Daredevils eilen, zunächst eher widerstrebend, zur Hilfe.

Innovation in Inhalt, Sprache und Bühne

Das Ehepaar Vogt bescherte uns bereits so einige abenteuerliche Lesestunden. Zuletzt erschien die ungewöhnliche Fantasy-Trilogie „Die 13 Gezeichneten“ bei Bastei-Lübbe, bevor der Verlag die phantastische Sparte einstellte. Sowie die Dystopie „Wasteland“ bei Droemer-Knaur. Vorliegendes Werk sollte, da es für die konservativen Großverlage wohl zu innovativ ist, bei Feder&Schwert erscheinen. Die Insolvenz des Phantastik-Verlags machte dem einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen fand der Roman im Ach je Verlag eine verlegerische Heimat. Und dort gab man sich große Mühe mit dem Roman: großformatiges Paperback mit Klappbroschur, dazu ein wunderbar stimmiges Titelbild – das Äußere passt schon einmal.

Inhaltlich wartet eine Story auf den Leser, wie ich sie zumindest noch nie gelesen habe. Die Vogts legen ein Buch vor, das sich allein schon sprachlich von dem sonst Üblichen abhebt. Die Menschen der Zukunft sprechen anders, als wir es heute tun. Sie verhalten sich abweichend zu den gängigen Normen und sind viel toleranter als heutzutage.

Der verwendete Slang entwickelte sich aus den Umgangsformen in den sozialen Medien. So gut wie jeder ist tätowiert, Diskriminierung ist – hurra! – überwunden. Behinderungen – unsere Danai stottert zum Beispiel – werden selbstverständlich akzeptiert. Sexuell ist man allen Spielarten gegenüber offen. Keiner hebt auch nur eine Augenbraue, wenn Mann / Frau sich zu mehreren Personen oder dem eigenen Geschlecht hingezogen fühlt. Entsprechend erwarten den Leser diverse heiße Sexszenen.

Judith und Christian Vogt führen die gegenwärtigen Entwicklungen, insbesondere was die Abhängigkeit von Social Media anbelangt, in sich logisch weiter. Gestreamt wird, was beim Zuschauer ankommt – selbst wenn es das Töten Unschuldiger ist. Die Menschen der Zukunft sind kybernetisch aufgerüstet und permanent online.

Wie ich dies von dem Autorenpaar gewohnt bin, zeichnen sie ihre Handlungsbühne sehr detailreich und überzeugend. Alltag, Sprache, die Entwicklung, die zu den aktuellen Verhältnissen geführt hat, alles ist in sich stimmig und nachvollziehbar aufbereitet. Nicht zu kurz kommt dabei die Action. Spektakuläre Kämpfe im All, darunter ein entscheidender gerechter Kampf, sorgen für viel Spannung.

Fazit:

Den Leser erwartet eine Social Media Zukunft, die Überzeugung atmet, die packend und kurzweilig unterhält und auch sprachlich einmal ganz anders, als gewohnt, daherkommt. Nicht zu vergessen ist, dass wir in „Ace of Space“ eine Zukunft erleben, in der Toleranz großgeschrieben und gelebt wird, was allein schon ein guter Grund für die Lektüre wäre.

Carsten Kuhr

Ace in Space
Judith & Christian Vogt
Science Fiction
Ach je Verlag
August 2020
463
Mia Steingräber & Harald Eckmüller

Funtastik-Faktor: 88

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