Ein stimmiger Mix aus Dark-Fantasy und History
Willkommen in Wien des Jahres 1365. Hier lebt die junge Elyssas zusammen mit ihrem Cousin bei ihrem Großvater. Die Pest raubte ihr die Eltern. Jetzt arbeitet sie im Gasthaus ihres Opas und bringt sich selbst auf der grünen Wiese im nahegelegenen Wald den Schwertkampf bei.
Eines Tages ist das recht unbeschwerte Leben vorbei. Unheimliche Gäste suchen das Haus heim, bringen Gewalt und Tod. Bluttrinker, sogenannte Strigoi morti und Strigoi vii, metzeln alle Bewohner nieder. Lediglich Elyssas und ein wehrhafter Dominikaner-Mönch überleben und fliehen gemeinsam. In einem ebenfalls von Strigoii heimgesuchten Dorf schließt sich ein Schmied den Beiden an.
Bald wird klar, dass der Herrscher über das Habsburger Reich höchstselbst in die unheimlichen Vorgänge verwickelt sein muss. Sie müssen den Monarchen überführen. Ein Plan wird geschmiedet, der einmal so richtig schiefgeht.
Im weiteren Verlauf der Jagd werden sie von Jägern zu Gejagten. Elyssas wird getötet und steht aus dem noch ungeschaufelten Grab wieder auf. Als sie den Blutdurst fühlt bleibt sie entschlossen, ihre Queste weiterzuverfolgen. Gemeinsam wollen sie dem Bösen in und um Wien ein Ende bereiten. Doch sie ahnen nicht, dass sie sich dabei viel zu viel vorgenommen haben. Es warten Werwölfe und ein uraltes Böses im Untergrund der Stadt auf sie. Ein Übel, gegen das es anscheinend kein Mittel gibt.
Die Protagonistin begeistert – vom historischen Wien gern mehr
Melanie Vogltanz legt mit „Auferstanden“ den komplett überarbeiteten und selbstverlegten Auftaktband ihrer Trilogie „Schwarzes Blut“ vor. Bereits 2014 veröffentlichte der Papierverzierer Verlag das Buch unter dem Titel „Maleficus“. Ein spannendes Dark-Fantasy – Historienabenteuer wartet auf den Leser.
Ins Zentrum der Handlung setzt die Autorin eine junge, zunächst recht unbedarft wirkende Frau, der das Schicksal gar bös mitspielt. Im Verlauf des Plots wird sie angegriffen, ernsthaft verletzt, gefangen genommen, gefoltert, stirbt und wird wiederbelebt. Die Autorin macht es ihrer Protagonistin wahrlich nicht eben leicht. Elyssas leidet und irrt orientierungslos und ein wenig hilflos durch die Handlung. Irgendwie will zunächst alles nicht recht zusammenpassen. Erstaunlicherweise passt am Ende dann doch alles wunderbar zusammen, vor allem nach einem Aha-Erlebnis, das ich der Spannung wegen hier nicht offenbaren werde.
Doch bis zum Finale ist es ein weiter Weg. Wir leiden mit der Geplagten und bewundern ihren Mut und ihre Ausdauer. Selten einmal ist sie wirklich gänzlich am Boden und immer wieder findet sie in sich die Kraft, weiterzumachen. In der Beschreibung ihrer Protagonisten entfaltet der Text seine großen Stärken. Wir Leser können die Handlungen immer nachvollziehen und mitfühlen. Der Plot selbst bietet jede Menge nicht vorhersehbarer Wendungen, Tempo und Spannung an.
Ein wenig enttäuscht war ich, dass Vogltanz uns von ihrer historischen Kulisse so wenig zeigt. Wien im Jahr des Herren 1365 wird auf ein paar wenige Bauwerke reduziert und auch das alltägliche Leben und Leiden der einfachen Bevölkerung wird weitgehend ausgeblendet. Insgesamt ist der in drei Teile unterteilte Roman etwas zu lang geraten. Man hätte diesen insbesondere im Mittelteil problemlos straffen können, ohne wirklich Wichtiges wegzulassen.
Fazit
Ein Wort sei mir gestattet zu der wunderbar stimmigen Gestaltung des Covers durch Grit Richter, die ein Meisterwerk vorgelegt hat. Mit jedem Betrachten und Studieren offenbart es neue Facetten, die auf interessante Details aus dem Inhalt verweisen.
Am Ende bleibt mir festzuhalten, dass die Melanie Vogltanz mit „Auferstanden“ einen mitreißenden phantastischen Roman um Vampire und Werwölfe in einem historischen Setting anbietet. Er überzeugt vor allem mit einer sehr lebensecht gezeichneten Hauptfigur. Was allerdings die Darstellung der Bühne anbetrifft, verbleibt noch etwas Luft nach oben.
Carsten Kuhr
Schwarzes Blut, Band 1
Fantasy (Dark)
BoD, selfpublished
April 2020
389
Grit Richter
81