Buchland – Markus Walther

Wie Zuhause ankommen – Bücherliebe

Buchland - Markus Walther © acabus Verlag
Buchland © acabus Verlag

Am Anfang war das Wort und eine Türglocke läutete. Sie kündigte eine Frau mittleren Alters an, die sich um eine Stelle in dem verstaubten Antiquariat des verstaubt wirkenden Herrn Plana bewarb. Frisches Blut soll sie bringen und frische Ideen. Herr Plana führt Beatrice in den Keller und spätestens dort geschehen absonderliche Dinge an den Grenzen der Glaubwürdigkeit. Als Beas eigenes ungeschriebenes Buch von Bücherwürmern und Leseratten zerfressen wird, flüchtet sie. Herr Plana bleibt hartnäckig und holt sie zurück. Für ihn löst sich ein Rätsel, als sie ihm ihren Keller zeigt. Während er Bea immer weiter in die Geheimnisse des Buchlands einweiht, steht das Schicksal Herrn Planas, ebenso Beatrices und das ihres Ehemannes Ingo auf der Kippe. Nur wenn sich Bea ihrer Berufung hingibt, ist Rettung in Sicht. Dafür ist jedoch ein großes Opfer nötig.

Markus Walther hat in „Buchland“ dem Bibliophilen eine Welt erschaffen, in der dieser gerne eine gewisse Zeit verweilen möchte. Es ist eine Welt, die die Wunder der geschriebenen Wörter vereint. Nach dem Beispiel der Universalbibliothek zu Babel, die Jorge Luis Borges 1939 in einer Erzählung erschaffen hat, ist Walthers „Buchland“ mehr. Denn die Bücher führen in ihr ein magisches Eigenleben, je nachdem, was in ihnen geschrieben steht. Sie wispern und flüstern, Papier raschelt, jedes Buch verströmt einen anderen Geruch. In der Bibliothek selbst tauchen mechanische Spielereien zu dem Zeitpunkt auf, wenn die Protagonisten sie brauchen. Sie machen es schwer, den Roman der Urban Fantasy oder dem Steampunk zuzuordnen. Genreübergreifend heißt das dann wohl und ist völlig unerheblich, weil der Roman eine köstliche Praline in der Chocolaterie der Bücherwelt ist.

Von Illusionen und möglichen Wirklichkeiten

Walther erinnert den Leser auf dem Weg des Herrn Plana und Beatrice durch das Labyrinth der Bibliothek nach und nach an die Bücher, die er vor Jahrzehnten, Jahren selbst gelesen hat. Oder an die, die er sich fest vorgenommen hatte, zu lesen. Oder er inspiriert ihn dazu, einen ihm unbekannten Titel in die Hand zu nehmen. Das macht er spielerisch, ohne ihm vorzuführen, wie vergesslich oder ungebildet er sein könne. Das gilt gleichermaßen für die klugen Sätze aus der Weltliteratur, die er ab und zu einflicht, ohne plakativ zu wirken.

„Wir stecken inmitten eines großen Abenteuers und Du musst pinkeln?“ S. 159

Je weiter Herr Plana Bea in die Tiefen unter dem Antiquariat oder in seine lichten Höhen führt, desto mehr wird es eine mystische Reise. Zugleich ist es eine Reise, an deren Ende Tod oder Überleben steht. Buchhalter Tod lässt sich nicht leicht austricksen. Herr Plana wird sich selbst als Person in Frage stellen müssen. Der Autor nimmt den Leser Stück für Stück zu den Erkenntnissen mit. Beatrice, über die Herr Plana erzählt, bleibt, obwohl sie die Hauptperson ist, eher im Schatten. Dadurch kann sich der Leser selbst Gedanken machen, warum sie auf eine gewisse Art und Weise handelt und in alte Verhaltensweisen abrutscht. Dieses kleine Büchlein mit nur 236 Seiten aus dem Hause acabus ist gehaltvoller als manch großer Roman, abgerundet durch ein ansprechendes Cover im Retrolook von Petra Rudolf. Da es wie in einem Wimmelbild sehr viel zu entdecken gibt, kommt es in das Regal für mehrmals zu lesende Bücher. Aber erst einmal wollen Band zwei und drei der „Buchland“-Reihe genossen werden.

Amandara M. Schulzke

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Buchland
Band 1 der Buchland - Trilogie
Markus Walther
Urban-Fantasy
acabus Verlag
2013
236

Funtastik-Faktor: 90

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