Engel, Dämonen, eine Akademie und ein dunkles Geheimnis – ein Erfolgsgarant?
Vor dreizehn Jahren geschah es über und in der Stadt, die damals als Ort der Engel, Los Angeles, bekannt war: Der Krieg im Himmel verlagerte sich auf die Erde.
Seitdem werden den Menschen Kräfte verliehen, die man früher als magisch bezeichnet hätte. Es gelang den Engeln zumindest dafür zu sorgen, dass sich diese Kräfte erst nach achtzehn Jahren zeigen. Zur entsprechenden Erweckungszeremonie versammeln sich die Jugendlichen auf der ganzen Welt in großen Stadien, um zu erfahren, mit welcher Gabe sie bedacht wurden. Aus ganz unterschiedlichen Motiven werden manche von diesen Kindern von ihren Eltern an die Dämonen verkauft. Zeit ihres Lebens rackern und ackern sie für die Dämonen, werden getriezt, missbraucht und geschunden.
Brielle gehört zu diesen Kindern. Ihre Mutter hat nicht nur sich selbst, sondern unwissentlich auch ihre Erstgeborene an einen Dämon verkauft. Dabei wollte sie lediglich ihren todkranken Ehemann retten. Unter dem Einfluss der Dämonen wachsen Brielle Celestials, also Flügel. Sie sind die seltenste und mächtigste Magie, die es nur gibt. Allerdings sind ihre Celestials schwarz. Selbst der Erzengel steht diesem Phänomen zunächst ratlos gegenüber.
Den Vertrag mit dem Dämon muss Brielle erfüllen, sonst wird ihre Mutter dafür büßen. So überschreitet sie die Linie zu der dunklen Seite, darf aber trotzdem an der Fallen Academy, der Akademie der Engel, ausgebildet werden. Dort trifft sie auf einen faszinierenden und betörenden Bad-Boy, auf Lincoln Grey. Und das Schicksal nimmt seinen Lauf.
Aus vielversprechenden Ansätzen zu wenig gemacht
Einen Engel-Roman mit einer Akademie- oder Internatsgeschichte zu kombinieren sollte ein Garant für einen Verkaufserfolg sein. Und so ist dieser Ansatz von Leia Stone im ersten von vermutlich vier Teilen (die Ausbildung geht über 4 Jahre) eigentlich ein interessanter. Eine Protagonistin, die ohne eigenes Verschulden unter die Herrschaft der Dämonen und somit in die Bredouille gerät. Ein Bad-Boy, der ihr zunächst das Leben schwer macht, bevor die Gefühle Achterbahn fahren. Dazu der Stress in der Ausbildung, Engel, Dämonen und ein dunkles Geheimnis – das hat etwas.
Nur dass es einen gravierenden Mangel im Erfolgsrezept von „Celestial City – Jahr 1″ gibt: Die Geschichte um die Chosen-One und ihren angehenden Lover ließ mich letztlich ziemlich kalt. Kaum einmal konnte ich mich wirklich in die Figuren hineinversetzen, selten mit ihnen bangen oder triumphieren. Brielle selbst verhält sich manches Mal naiv und gedankenlos, dann wieder realisiert sie Offensichtliches nicht. Als Protagonistin kann sie nicht überzeugen. Da empfand ich ihre Freundin Shea als einen viel interessanteren Charakter. Doch deren Auftritte wurden leider schnell und kurz abgehandelt.
Michael Krug ist ein versierter Übersetzer, der schon vielen Autoren und Autorinnen eine passende deutsche Stimme verliehen hat. Diese Übersetzung liest sich zwar flüssig, aber stilistisch doch eher einfach gestrickt. Vermutlich ist dies jedoch dem Original geschuldet und konnte vom Übersetzer nicht aufgewertet werden.
So bleibt als Fazit, dass die Ausgangsidee zwar vielversprechend erscheint, Leia Stone daraus jedoch viel zu wenig gemacht hat. Was schade ist. Um den Verfasser dieser Zeilen zu weiteren Ausflügen in die Celestial City zu verführen, muss die Autorin ordentlich zulegen.
Carsten Kuhr
Akademie der Engel, Band 1
Fantasy
One (Bastei Lübbe)
September 2020
356
Sandra Taufer
Funtastik-Faktor: 45