Das Labyrinth von London – Benedict Jacka

Alex Verus Welt der Magie

Das Labyrinth von London von Benedict Jacka ©Blanvalet Verlag
Das Labyrinth von London ©Blanvalet Verlag

Alex Verus ist ein Magier, wenn auch kein besonders starker. Dafür besitzt er die Fähigkeit, in die Zukunft zu schauen. Er sieht potentielle Entwicklungen voraus und erkennt, welche davon durch bestimmte Aktionen immer wahrscheinlicher werden. Diese Gabe ist in seiner Welt selten vertreten und dadurch etwas besonderes.

In der Welt der Magie herrscht eine Art Kalter Krieg zwischen Weißen und Schwarzen Magiern. Bislang hielt sich Alex aus diesem Konflikt heraus, wobei er auf beide Seiten aus bestimmten Gründen nicht gut zu sprechen ist. Doch das ändert sich, als ihn zuerst ein ehemaliger Freund um Hilfe bittet. Danach findet seine gute Bekannte Luna einen magischen Gegenstand, mit dem sie zunächst nichts anfangen kann. Allerdings sind an diesem Objekt beide Seiten dieser prekären Auseinandersetzung interessiert. Und sie kennen keine Skrupel, um das Gewünschte zu bekommen. Schon bald muss Alex nicht nur um sein Leben kämpfen, sondern auch um das seiner Freundin.

Wie geht es weiter?

»Das Labyrinth von London« ist Benedict Jackas Deutschlanddebüt als Autor. In Großbritannien, wo der Schriftsteller wohnt, kamen insgesamt neun Abenteuer mit dem Protagonisten Alex Verus heraus. Wie das hierzulande aussehen wird, ist leider unklar. Denn abgesehen von dem ersten Band wurden bislang keine weiteren Teile der Reihe angekündigt. Hoffentlich ändert sich das bald. Denn der Roman macht, trotz deutlicher Schwächen, Spaß zu lesen.

Was dem Buch nicht gut tut, ist der Handlungsort London. Ben Aaronovitch stellte in seiner »Die Flüsse von London«-Reihe die Metropole als lebendige und pulsierende Stadt in all ihren Facetten dar, sowohl positiven, als auch negativen. Diese Lebhaftigkeit vermisst man in Benedict Jackas Werk, der sich zwar bemüht, seine eigene Interpretation der Stadt in sein Werk zu integrieren. Doch abgesehen von etwas Namedropping wirkt der Versuch oberflächlich und wenig überzeugend.

Wenn die Zukunft übermächtig erscheint

Ein weiteres Problem ist der Hauptcharakter, beziehungsweise dessen Fähigkeiten. Alex Verus wird als sehr selbstbewusst dargestellt. Als jemand, der seine Gaben so einzusetzen weiß, dass er sogar in der Lage ist, wesentlich stärkere Gegner problemlos zu besiegen. Auf Dauer ist so etwas natürlich alles andere als spannend. Zum Glück baut Benedict Jacka im Verlauf der Handlung Einschränkungen ein. Er lässt zum Beispiel Feinde mit deutlich stärkeren Fähigkeiten, als die seines Protagonisten, auftreten. Wobei er dies wiederum durch Szenen konterkariert, in denen sein Hauptcharakter schier übermächtig erscheint. So sieht Alex Zukunftsvisionen, in denen er sich mit einem anderen Wahrsager unterhält und nutzt diese Informationen in der Handlungsgegenwart. Das ist zwar logisch, wirkt aber übertrieben und lässt ihn wie eine Art Halbgott aussehen.

Was am Ende dafür sorgt, dass man das Buch dennoch mag, sind die interessanten Nebenfiguren. Luna, Alex Freundin, leidet unter einem Fluch. Jedes Unglück, das ihr widerfahren könnte, wälzt dieser auf Freunde und Bekannte ab. Mit teils tödlichen Konsequenzen. Charaktere wie der Luftelemantar Starbreeze, der sich immer wieder durch Kleinigkeiten ablenken lässt, beleben das Universum ebenso, wie die Auftritte der diversen Weiß- und Schwarzmagier. Hier wird klar, dass der Unterschied zwischen beiden Seiten nur ideologisch begründet ist, nicht aber in ihrer Vorgehensweise.

Endlich Spannung!

Und nach 150 Seiten kommt endlich Spannung auf. Dann nämlich beginnt die Handlung aufzudrehen und bietet viele überraschende Wendungen auch jenseits der Momente, in denen Alex wie ein Übermensch agiert. Der Leser fiebert mit der Handlung mit, will wissen, wie es weitergeht und legt das Buch am Ende zufrieden beiseite.

Klar, der Roman hat deutliche Mankos. Aber gleichzeitig sind das Macken, die Benedict Jacka in zukünftigen Werken leicht bereinigen kann. »Das Labyrinth von London« ist trotz einiger Fehlgriffe spannend zu lesen und macht Lust auf etwaige Fortsetzungen, so diese hierzulande herauskommen werden. Potential ist in der „Alex Verus“ Serie zu erkennen, es muss nur noch mehr genutzt werden.

Götz Piesbergen

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Das Labyrinth von London
Alex Verus Serie, Band 1
Benedict Jacka (Übersetzung Michelle Gyo)
Urban-Fantasy
Blanvalet Verlag
Juli 2018
416

Funtastik-Faktor: 50

4 Gedanken zu „Das Labyrinth von London – Benedict Jacka

  1. Mir hat das Buch richtig Spaß gemacht. Gerade die Nebenfiguren fand ich sehr gelungen (allen voran das dümmliche Windelementar ;-)) und auch Alex und Luna sind meiner Meinung nach gut gelungen. Zwischendurch fand ich ein wenig unübersichtlich, welche Interessensgruppen Alex für sich gewinnen (oder in ihre Dienste zwingen) wollen. Insgesamt aber ein Debut, das mir viel Spaß gemacht und von dem ich hoffe, dass die Fortsetzungen auch noch den Weg nach Deutschland finden

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