Ein phantastisches Abenteuer vor der historischen Kulisse Kaledoniens
Wir schreiben das Jahr 878 A.D. Die Hexe Niamh kümmert sich um ihr Dorf, ganz so wie dies ihr Orden vorschreibt. Sie hilft den Frauen bei der Geburt ihrer Kinder und heilt Krankheiten. Sie ehrt die alten Götter und nimmt auch Schwert und Bogen zur Hand, wenn die ihr Anvertrauten angegriffen werden.
Dann erreicht sie ein Schreiben aus Avalon. Ihr Orden erteilt ihr einen Auftrag, der so gar nicht nach ihrem Gusto ist. Sie soll nach Lunden reisen und sich dort in einen geheimen Orden, der sich selbst passenderweise „die Verborgenen“ nennt, einschleichen. Ihre Aufgabe ist es herauszufinden, was dieser vorhat und ob er als Verbündeter oder Gegner anzusehen ist.
Kaum in Lunden eingetroffen und den Verborgenen zugehörig, erhält sie den Auftrag, einen christlichen Priester zu meucheln. Auch das ist eher nicht so nach ihrem Geschmack. Später erfährt sie, dass dieser mysteriöse Orden Excalibur, das magische Schwert, an sich gebracht hat. Ein mächtiges Kleinod, das einst ihrem Orden anvertraut wurde und zweifelsfrei nach Avalon gehört.
Hexe und Heldin mit vielerlei Talenten
Elsa Sjunneson verdiente sich nach ihrem Studium als kritische und politische Redakteurin und Schriftstellerin Meriten. Sie engagiert sich für die Rechte behinderter Menschen. Die taub-blinde Autorin heimste mit ihrer bemerkenswerten Arbeit bereits Nominierungen für drei Preise ein, den Hugo-Award, den British Fantasy-Award, sowie den Aurora Award.
„Das Schwert des weissen Pferdes“ ist meines Wissens nach ihr erster Roman, in dem sie sich auf die Spuren der kaledonischen Kultur begibt. Er gehört zu einer Serie von Büchern, die in der Spielewelt „Assassin’s Creed – Valhalla“ angesiedelt sind.
Die Britischen Inseln des 9. Jahrhunderts haben viel Leid erfahren. Pikten, Sachsen, Römer und Wikinger fielen in das Land ein, brandschatzen, töteten und siedelten sich dort an. Der Glaube an die alten Götter wurde durch die christlichen Missionare ausgemerzt, weit brutaler als allgemein bekannt. Wenn dabei Unschuldige ums Leben kamen – wen scherte es?
Gerade diese Aspekte der kaledonischen Historie lässt Sjunneson sehr stimmig und eindrücklich in den Plot vom „Das Schwert des weissen Pferdes“ einfließen.
Auffällig ist, dass die Autorin unsere Erzählerin als äußerst emanzipierte und in vielerlei Hinsicht kundige Frau darstellt. Niamh kennt nicht nur die alten Rituale, mit denen sie Verbindung zur Natur und ihren Göttern aufnimmt, aus dem Effeff. Sie ist dazu als Heilerin ausgebildet und weiß, weit besser als die meisten Männer, mit Schwert und Bogen umzugehen. In dieser geschichtlichen Ära hätte ich eine derart vielseitig ausgebildete Heldin nicht unbedingt erwartet. Vielleicht hätten Niamh auch Schwächen gut zu Gesicht gestanden und sie insgesamt glaubwürdiger gemacht.
Dazu kommt, dass sich die Lektüre des Romans ein wenig zu lang zieht. Wir müssen uns zunächst in dieser archaischen Welt einfinden, die Gruppen einordnen und unsere Protagonistin kennenlernen. Dies dauert eine Weile und das eigentliche Abenteuer lässt auf sich warten. Danach aber nimmt die Handlung endlich ein höheres Tempo auf und unterhält bis zum Ende des Assassin’s Creed Romans mitreissend und spannend.
Carsten Kuhr
Assassin´s Creed - Valhalla
Fantasy
Cross Cult
Mai 2022
Buch
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Alejandro Colucci
61