Der Metropolist – Seth Fried

Ein Spießer und eine lebenslustige KI auf Terroristenjagd

Der Metropolist © Heyne

In Suitland, Maryland residiert das Bundesamt für kommunale Infrastruktur, das BKI. Stolze 185000 Quadratmeter nutzbare Fläche beherbergen Büros, Forschungslaboratorien und OWEN, den größten und leistungsfähigsten Computer der Welt. Hier ist die Arbeitsstätte von Henry Thompson, der seit seinem Arbeitseintritt in die BKI noch nie einen Tag gefehlt hat. Nie krank, keinen Urlaub, selbst Feiertage arbeitet er durch. Dass er als Pedant verschrien ist, dass ihn niemand wirklich verstehen oder leiden kann, ist ihm egal. Sein Lebensinhalt ist das BKI.

Umso verstörter reagiert er, als ein Anschlag auf das Hauptquartier das BKI lahm legt. Kurz darauf erreicht eine unerfreuliche Nachricht das Bundesamt: Ausgerechnet in der Vorzeigestadt Metropolis wird die Tochter des Bürgermeisters vermisst. Hauptverdächtiger ist der Leiter des dortigen BKI-Büros, das sich auf Anfragen nicht meldet.

Henry Thompson wird entsendet, den Vorgängen auf den Grund zu gehen und die verloren gegangene Ordnung wieder herzustellen. Damit er diese Sisyphusarbeit nicht alleine erledigen muss, bekommt er eine spezielle Krawattennadel mit auf den Weg. Dass sich in dieser eine von OWEN geleitete KI verbirgt, die ihre Charaktereigenschaften aus schlechten Kriminalfilmen zusammengeklaubt hat, verstört unseren Vorzeigebeamten kolossal. Plötzlich hat er jemanden an seiner Seite, der raucht und trinkt. Alkohol, nein, wie verwerflich! Jemanden der Spaß am Leben hat – etwas, das Henry so gar nicht kennt.

Während der Suche nach der Verschwundenen und den Terroristen muss jeder der so ungleichen Partner den Anderen akzeptieren. Sich vielleicht etwas abschauen und sich in das Team einfinden. Doch werden sie, angesichts von zunehmenden Terroranschlägen überhaupt die Zeit haben, sich aneinander zu gewöhnen?

Ein gegensätzliches Duo sorgt für humorvolle Unterhaltung

Die erste deutschsprachige Veröffentlichung des bekannten Humoristen Seth Fried aus den USA bietet uns eine andere SF-Kulisse, als die gewohnte. Statt in die Weiten des Weltalls geht es in eine verklärte, ja fast beschauliche USA, in der die Welt der Weißen noch in Ordnung ist. In der ein jeder seinen Platz hat und alle gemeinsam dafür sorgen, dass es auch ja so bleibt.

Das hat auf den ersten Blick, gerade weil der Autor es vermeidet, mit der großen Keule den Leser auf Ungerechtigkeiten, Diffamierungen und Ressentiments hinzuweisen, durchaus seinen pittoresken Reiz.

Dazu kommt ein Duo, das uns mit seiner Unterschiedlichkeit fasziniert. Wir kennen dies ja, Pat und Patachon, Dick und Doof und wie sie alle hießen. Der Reiz liegt gerade in der ganz unterschiedlichen Anlage zweier Figuren, die überhaupt nicht zusammenpassen. Die daraus resultierenden Reibereien bewirken so manches Schmunzeln. Man wird als Leser aber auch angehalten, zu hinterfragen: Welche Einstellung ist zu bevorzugen? Wer hat mehr vom Leben? Im Grund genommen geht es hier um die Frage nach Lebenszielen. Aber auch danach, wie man den Anderen so akzeptiert, wie er ist. Toleranz, die Offenheit gegenüber anderen Denk- und Lebensweisen schwingen im Plot mit.

Etwas zu viel Comedy, zu wenig roter Faden erkennbar

Dass beide Figuren krass überzeichnet sind ist anzumerken und als künstlerische Freiheit des Autors zu verbuchen. Allerdings fehlt dem Text manches Mal der durchgängige rote Faden. Immer wieder nimmt die Handlung eine nicht ganz logische Wendung zu viel, wirkt der Plot comichaft überzeichnet.

Es sind gute Ansätze erkennbar. Einerseits zieht der Roman viel Faszination aus dem ungleichen Protagonistenpaar, verliert letztlich aber den roten Faden aus dem Fokus. So bleibt unterm Strich ein ambivalenter Leseeindruck zurück.

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Carsten Kuhr

Der Metropolist
Seth Fried (Übersetzung Anja Finke)
Science-Fiction
Heyne
Juli 2019
317

Funtastikfaktor: 62

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