Der Pfuhldrache – Jens Lossau / Jens Schumacher

„Hast Du im Leben nichts zu lachen, lass es auf dem Lokus krachen.“

Der Pfuhldrache - Jens Schumacher, Jens Lossau © Feder & Schwert
Der Pfuhldrache © Feder & Schwert

»Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als prompt die Stimme Jorges hinter seiner Stirn ertönte: Ein altes Trollsprichwort besagt: Tulb wird schlicht und ergreifend drei Zentner Bohnen zum Nachtmahl vertilgt haben und ein Opfer seiner eigenen Blähungen geworden sein. [S. 55]«

Die besseren Haushalte Nophelets sind an das öffentliche Kanalsystem unter der Stadt angeschlossen und verfügen über Wasserklosetts. So auch das prunkvolle Heim des Juweliers Tulb und seiner Gattin Manura. Der innerlich und äußerlich abscheuliche Kerl ist der Erste, der auf dem Abort explodiert. Da am Ort des Geschehens thaumaturgische Signaturen gefunden werden, wird der Fall an Meister Hippolit, seinem neuen Assistenten Karâmil und Jorge, dem Troll, übergeben.

Zunächst vermutet man den Mörder unter Tulbs Feinden – bis weitere Bürger Nophelets auf dem Abort zu Tode kommen. Ein thaumaturgisch begabter Serienkiller geht in Nophelet um, der Bürger, die nichts gemeinsam haben, auf die denkbar widerwärtigste Weise umbringt.

Die Spur führt in die Kanalisation. Dort existiert seit Jahrhunderten unbemerkt eine eigene Welt. Sie wäre weiterhin im Verborgenen geblieben, wenn nicht ein fauler Zauber ein höchst unerwünschtes Übel heraufbeschworen hätte.

„In diesem Hause wohnt ein Geist, der jedem der zu lange scheißt, von unten in die Eier beißt.“

Der sechste Fall für Meister Hippolit und dem Erwischer Jorge führt beide knietief in die Fäkalien der Stadt Nophelet. Jens Schumacher und Jens Lossau gehören zu den Schriftstellern, die die Dinge beim Namen nennen und detailreich beschreiben. Daher lesen sich die Darstellungen der Tatorte und Tathergänge nicht gerade wie Urlaubskarten. Doch zum Glück geht es in „Der Pfuhldrache“ um viel mehr, als gesprengte Leichen und Fäkalien. Schumacher und Lossau haben hier eine spannende, verzwickte und clevere Geschichte ersonnen. Eine der Stärken der „Hippolit und Jorge“ Romane war immer, dass sie sowohl als Fantasy, als auch als Krimi überzeugen konnten und das gilt besonders für diesen. Um die Morde aufzuklären müssen die drei Ermittler sich nicht nur monströsen Gefahren in der Kanalisation stellen, sondern vor allem die Hintergründe eines perfiden, politisch motivierten Verrats aufklären. Die Autoren verarbeiten gesellschaftskritische Themen, die aus einem zeitgenössischen Politkrimi stammen könnten. Auf ihre Art: mit den Mitteln der Phantastik bizarr überzogen, humorvoll und skurril.

„Mich hat er noch nie gebissen, ich hab ihm auf den Kopf geschissen!“

Meister Hippolit hat im vorletzten Band („Der Knochenhexer“) seine thaumaturgischen Kräfte eingebüßt und die Gabe im fünften Band („Die Wüstengötter“) wiedererlangt. Nun arbeitet er hart daran, sich die magischen Techniken wieder anzueignen. Unterstützt wird er von dem jungen, strebsamen Thaumaturgen Karâmil, ein cleverer, aber eher langweiliger Typ. Leider war das Gastspiel der interessanteren Thaumaturgin Magistra Iloven im letzten Band einmalig. Ich hätte mich über mehr kontroverse Fachsimpelei zwischen den beiden Koryphäen ihres Fachs gefreut.

Mehr Entwicklungspotential offenbart – wer hätte es zu Beginn der Reihe gedacht – Jorge, der Troll. Mit seinen Mitteln ‚erwischt‘ er einen Kinderschänder und trägt zur Überführung des Schuldigen der Todesfälle bei. Und er wird überraschend Vater, eine Rolle, die ihn fordert und aus der er auf seine Art das Beste macht. Jorge hat einiges mehr drauf, als Trollsprichwörter klopfen, auch wenn er dies weiterhin mit Leidenschaft tut. Selbst der eloquente Meister Hippolit bedient sich inzwischen dieser quintessentiellen Lebensweisheiten.

Der Pfuhldrache in Neuseeland © Eva Bergschneider

Fazit:

“Der Pfuhldrache“ ist wieder ein Highlight dieser Buchreihe und des Genres der Fantasy-Krimis allgemein. „Hippolit und Jorge“ ist eine der wenigen Serien, die keinerlei Abnutzungserscheinungen zeigen, die weiterhin vor schrillen Ideen nur so sprühen und trotzdem intelligent unterhalten. Ich kann wirklich jedem Jim Butcher, Ben Aaronovitch und Terry Pratchett Fan die „Hippolit und Jorge“ Reihe wärmstens empfehlen.

Eva Bergschneider

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Der Pfuhldrache
Meister Hippolit und Jorge, der Troll - Band 6
Jens Lossau / Jens Schumacher
Fantasy-Krimi
Feder & Schwert
Dezember 2017
376

Funtastik-Faktor: 80

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