Statt Drachen ein fernöstliches Abenteuer aus „Legend of the Five Rings“
Im entferntesten Eck des Territoriums des Drachen-Klans liegt ein kleines Dorf. Über die letzten Generationen hat die Bevölkerungsdichte abgenommen. Die Förderung des für die rote Farbe notwendigen Minerals aus den Stollen wird aber fortgesetzt. Sie bringt den Bewohnern der kargen Gegend die dringend notwenigen Mittel, um Lebensmittel, sowie Dinge des alltäglichen Bedarfs zu erwerben.
Ein Hilferuf erreicht den Samurai Agasha no Isao Ryotora, ein Alarm, der alle Warnglocken laut läuten lässt. Beim letzten Vollmond suchten Dämonen das Dorf heim. Ein Jeder, der sich außerhalb der Hütten aufhielt, fiel diesen zum Opfer. Übrig blieben nur blutig an Bäumen aufgehängte Kadaver. Man munkelt gar von wiederauferstandenen Leichen.
Kaum im Dorf angekommen, trifft er dort auf jemanden, den er weder erwartet hat, noch ist ihm dessen Besuch sonderlich recht. Asako Sekken, Sumurai des Phoenix-Klans, bietet bei der Suche nach den Ursachen und dem Kampf gegen die Bedrohung seine Hilfe an.
So misstrauisch unser Drachen-Gesandter auch ist, Hilfe kann er gut gebrauchen. Sieht er sich doch einem Übel gegenüber, das kaum zu bezwingen ist.
Komplizierte Interaktionen stimmig in Szene gesetzt
„Legend of the Five Rings“ ist ein spannendes Fantasy-Brettspiel, das Anhänger auf der ganzen Welt in die faszinierende mittelalterliche Welt des kaiserlichen Japans führt. Die Bekanntheit und natürlich die Beliebtheit des Spiels haben dafür gesorgt, dass auch Romane aus dieser Welt in die Buchhandlungen kamen. Nach „Fluch der Ehre“ von David Annandale veröffentlichte nun der Cross Cult Verlag mit „Die Nachtparade der 100 Dämonen“ einen weiteren Roman aus diesem Spiele-Kosmos.
Marie Brennan ist uns bestens durch ihre ebenfalls bei Cross Cult erschienen Abenteuer der „Lady Trent“ bekannt. Zusammen mit der toughen viktorianischen Forscherin auf der Suche nach Überbleibseln von Drachen, hat die Autorin eine faszinierende Welt erschaffen. Unaufdringlich, aber dennoch deutlich nimmt sie darin zu Themen wie Emanzipation und Toleranz gegenüber fremden Kulturen Stellung.
In „Die Nachtparade der 100 Dämonen“ entführt sie uns statt in ein etwas verändertes Britisches Empire, in die feudale Welt der Samurai. Zwei der Adeligen müssen, ob ihnen dies nun gefällt oder nicht, zusammenarbeiten, um herauszufinden, was hinter den Heimsuchungen jenes Dorfs steckt.
Dass sie einander zunächst misstrauisch gegenüberstehen, dass sie erst Vertrauen aufbauen und eine gemeinsame Grundlage des Umgangs miteinander finden müssen, umschreibt die Autorin wunderbar stimmig. Nur wenn sie zusammenarbeiten und sich gegenseitig ergänzen, können sie ihr Ziel, für Frieden zu sorgen, erreichen. Dass sie sich dabei auch auf andere Art näherkommen, war nicht beabsichtigt.
Feinfühlig zeigt die Verfasserin diese Annäherung auf. Sie inkludiert diese in das eigentlich begrenzte, dafür aber stimmige Bild des Dorfs und die Suche nach den Hintergründen der sich ereignenden Gefahren. Dabei ist es unnötig, das Brettspiel selbst zu kennen. Lesende erhalten das für das Verständnis der Handlung notwendige Rüstzeug unauffällig über den Text.
Fazit
Mit „Die Nachtparade der 100 Dämonen“ präsentiert Marie Brennan fernöstliche Abenteuer-Fantasy abseits großer Schlachtengemälde oder der gewohnten Queste. Stattdessen unterhält die Geschichte mit faszinierenden Protagonisten, die eine interessante Entwicklung durchlaufen, und einem wirklich spannenden Plot.
Carsten Kuhr
Legends of the Five Rings-Band 2
Fantasy (Asia)
Cross Cult
Mai 2022
Buch
379
Nathan Elmer
73