Fluch der Ehre (Legend of the Five Rings 1) – David Annandale

Einmal etwas andere, fernöstliche Rollenspiel-Fantasy

Fluch der Ehre (Legends of the Five Rings) - David Annandale © Cross Cult
Fluch der Ehre © Cross Cult

Der Samurai Hida Haru gilt als die große Enttäuschung seiner Familie, denn auf dem Schlachtfeld der Ehre hat er versagt. Immer wieder musste er von Verwandten, seinem Vater und sogar nichtadeligen Befehlshabern gerettet werden. Nun soll er wenigstens eine Karawane über das unwirtliche Gebirge führen und sicher in die Burg der Morgenröte geleiten.

Es kommt, wie es kommen muss. Hida Haru ist verunsichert, trifft vorschnelle Entscheidungen, die das Wohl und Wehe des Handelszugs gefährden. Ein Schneesturm kommt auf und droht die gesamte Karawane zu vernichten. Zusammen mit einem Teil der ihm anvertrauten Händler gelingt die Flucht in eine große Höhle.

Bei der Erforschung der Höhle stößt der Samurai auf eine scheinbar verlassene Stadt. Doch die Handels-Expedition wird aufgerieben. So fällt die Erforschung der mystischen Stadt und deren gefährlicher Bewohner nicht etwa Hida zu, sondern der ihm angebeteten Befehlshaberin Barako.

Die Ehre steht im Mittelpunkt

Mitte der 1990er Jahre eroberte das Pen & Paper Rollenspiel „Legend of the Five Rings“ auch Deutschland. Ganz anders als im sonst Gewohnten gilt es hier in einem fernöstlichen Ambiente an der Seite von Samurais und Clans in den Kampf gegen Dämonen zu ziehen.

Bis heute hält die Faszination der Rollenspiel-Fans für dieses Spielesystem an, sodass im englischsprachigen Raum stetig Romanabenteuer aus dieser Welt erscheinen. Der Cross Cult Verlag hat sich mit „Fluch der Ehre“ einen dieser im letzten Jahr erstveröffentlichen Titel gesichert. Und präsentiert uns David Annandales Saga um Anspruch und Wirklichkeit, Schein und Sein, Ehrgeiz und Scheitern in Deutscher Erstausgabe.

Der Roman selbst erinnert – ganz passend und wenig überraschend – an eine Spiele-Kampagne. Das Figurenkabinett, ihre Aktionen und die Folgen, die Dämonen und das unheimliche, unbekannte Setting fügen sich zu einer Kulisse, die Abenteuerluft atmet. Dabei wechseln sich rasante Actionszenen und gefahrvolle Situationen mit eingängigen Charakterzeichnungen ab. Beim Leser (m/w/d) kommt weder Langeweile auf, noch bleiben die Figuren oberflächlich.

Gewohnheitsbedürftig ist für diejenigen, die noch nie fernöstliche Fantasy goutiert haben, das Besondere in der Erzählart. Ehre spielt für die Figuren seine sehr viel größere Rolle, als dies in amerikanischen oder europäischen Fantasy-Epen normalerweise der Fall ist. Rituale und Standesdünkel sind immer präsent.

Die Handlung selbst bietet dem Kenner wenig wirklich Neues, läuft aber routiniert ab und wird vom Autor David Annandale flüssig erzählt. Vorkenntnisse aus der Welt des Spiels sind nicht vonnöten, um dem Roman folgen zu können und sich gut unterhalten zu lassen.

Fazit

So liest sich das Buch durchaus spannend in einem gerade für westliche Leser ungewohntem Ambiente. „Fluch der Ehre“ bietet für einige Stunden gekonnt erzählte Rollenspiel-Fantasy der fernöstlichen Art.

Carsten Kuhr

Fluch der Ehre
Legends of the Five Rings-Band 1
David Annandale, Übersetzung Wibke Sawatzki
Fantasy (Asia)
Cross Cult
Mai 2021
347
Jeff Chen
70

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