Exodus 2727-Die letzte Arche – Thariot

Unterwegs zu neuen Welten

Exodus 2727-Die letzte Arche - Thariot © Fischer Tor
Exodus 2727 © Fischer Tor

Das Siedlungsschiff USS London ist auf der Reise zu einer neuen Welt. 109 Jahre wird es zu einem 50 Lichtjahre entfernten Stern unterwegs sein. Doch unterwegs häufen sich merkwürdige Ereignisse, die die gesamte Mission gefährden. Die Ärztin Jazmin Harper stellt fest, dass immer mehr Besatzungsmitglieder psychische Probleme erleiden. Und der Ingenieur Denis Jagberg findet Anzeichen dafür, dass das Schiff älter ist, als es sein sollte. Beide müssen zusammenarbeiten und den Grund für ihre Entdeckungen herausfinden. Denn die Zeit drängt. Gelingt es ihnen nicht, droht die Zerstörung des Raumschiffes.

Zum Teil vorhersehbar,..

Kennt man eine solche Story nicht irgendwoher? Ein Weltallkolonieschiff bricht auf, mit jeder Menge Fracht für eine neue Zukunft. Auf der Reise ereignet sich eine Katastrophe und am Ende kommt es auf den heldenhaften Einsatz weniger Personen an, um die Lage und die Besatzung zu retten. Optional gebe man noch ein paar Gefahren hinzu, die innerhalb des Schiffs auftauchen. Es ist ein Thema, dass bereits in vielen SF-Geschichten Verwendung fand. So gesehen erfindet Thariot mit seinem Roman „Exodus 2727-Die letzte Arche“ das Rad nicht neu. Doch obwohl der Plot zuweilen vorhersehbar erscheint, ist die Geschichte vielschichtig und absolut lesenswert.

..aber trotzdem überraschend

Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Unerwartetes bietet sie: neue Katastrophen, und Ereignisse, die alles Vorherige auf den Kopf stellen. Plötzlich weist irgendeine unerlässliche Technik Fehlfunktionen auf, wichtige Charaktere sterben. Thariot lässt es immer öfter krachen und überrascht die Leser. Schließlich hat man das Gefühl, sich nur noch darauf verlassen zu können, dass man sich auf absolut nichts verlassen kann.

Grusel und Emotionen

Die Geschichte in „Exodus 2727“ ist spannend und gruselig zugleich. Unheimliche psychotischen Anfälle suchen einige Passagiere heim. Etwa einen kleinen Jungen, der aus dem Nichts seinen Vater beschuldigt, seine Mutter umgebracht zu haben und wiederholt seinen Kopf gegen die Wand schlägt. Oder Menschen die tot geglaubten Menschen begegnen. Im Hintergrund baut der Autor ein düsteres Bedrohungspotential auf. Ein Meteoritenschauer bedroht das Schiff und die einzige Verteidigungswaffe ist kaputt. Die zunehmend durchdrehende Besatzung ist immer weniger in der Lage, die lebensrettende Infrastruktur aufrechtzuerhalten.

Andererseits vernachlässigt der Autor das Zwischenmenschliche nicht. Wiederholt lässt er seine handlungstragenden Figuren innehalten, reflektieren und sich weiterentwickeln. Glaubhaft und kitschfrei schildert er die Anziehung, die zwischen den Protagonisten Jazmin Harper und Denis Jagberg wächst.

Wo ist die Verbindung?

Parallel zu den Ereignissen auf der USS London erzählt der Autor die Geschichte des ehemaligen Ermittlers Finch auf der Erde. Er soll für eine Reportage seinen Vater interviewen, der das Kolonieschiff einst erbaute und von dem er sich vor langer Zeit entfremdete. Völlig unklar ist, was diese Handlung mit den Ereignissen auf dem Schiff zu tun hat, darüber lässt der Autor den Leser lange im Dunkeln tappen, Zum Ausgleich erfährt man interessante Details über die USS London und auch über Finch, der von einem intensiven Gerechtigkeitssinn angetrieben wird.

Insgesamt ist „Exodus 2727“ ein grandioser Roman, trotz der stellenweisen Vorhersehbarkeit des Plots. Dies gleicht Thariot mit genügend überraschenden Wendepunkten, dramatischen und mysteriösen Momenten und einer superben Charakterarbeit aus. Dazu schließt er die Geschichte mit einem mitreißenden Finale ab. In sich schlüssig und dennoch mit Optionen für eine Fortsetzung, die mit „Exodus 9414“ bereits erschienen ist.

Götz Piesbergen

Exodus 2727-Die letzte Arche
Exodus Dilogie, Band 1
Thariot
Science Fiction
Fischer Tor
Dezember 2019
444
Nele Schütz Design
95

2 Gedanken zu „Exodus 2727-Die letzte Arche – Thariot

  1. „Es ist ein Thema, dass bereits in vielen SF-Geschichten Verwendung fand. So gesehen erfindet Thariot mit seinem Roman „Exodus 2727-Die letzte Arche“ das Rad nicht neu. “

    Das ist, mit Verlaub, sehr höflich formuliert. Exodus liest sich in der Grundstruktur (abseits der Szenen auf der Erde, denen man die Originalität nicht absprechen kann) derart offensichtlich aus Event Horizon, Generation 23 und Aurora zusammengestückelt, dass eigentlich alle drei als Danksagung im Vorwort genannt werden müssten.

    Davon abgesehen stimme ich zu – es ist packend und stimmig geschrieben, sehr gut erzählt und hält Leser*in permanent gut unterhalten. 95/100 ist trotzdem eine starke Ansage, für mich ist es ein typischer „mindestens 4 von 5 Sterne“ Roman.

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