Hexagon-Der Pakt der Sechs – Henning Mützlitz

Mantel und Degen trifft auf Chroniken der Unterwelt

Hexagon-Der Pakt der Sechs © Feder & Schwert

Cécile Ledoux arbeitet als Bedienstete auf dem Château des Vicomte Châtellerault, das nahe der Ortschaft Darneville in der Provinz Poitou liegt. An einem Abend im Juli Anno 1642 darf sie zum ersten Mal ihrem Dienstherrn und seinen Gast, dem Marquis de Cinqmars, das Abendessen servieren. Als die Herrschaften das Dessert zu sich nehmen, kommt es zum Streit. Und zu einem Mord. Ein Scherge des Marquis schlitzt seinem Gastgeber die Kehle auf. Cécile flieht und wird verfolgt. Eine Dämon, ein Nephazalarae, versucht sie in Stücke zu reißen.

Armand de Guerét, Musketier im arkanen Regiment des Schwarzen Banners, befindet sich gerade mit seiner Schwester Julaine auf der Durchreise, als Cécile blutüberströmt in das Gasthaus stürmt. Dass sie den Mord an dem Vicomte gesehen und die Begegnung mit einem Diener des Teufels überlebt hat, ist kein Zufall. In der jungen Frau schlummern magische Talente. Die Schockwellen dieses schrecklichen Vorfalls führen sie und Armand direkt auf die Spuren vom finsteren Bund der Sechs. Diese streben den Sturz der Regierung Frankreichs und das Ende der christlichen Weltordnung an. Und mit einer dunklen Lady hat der arkane Offizier noch eine persönliche Rechnung offen.

In Paris ermordet eine Sukkubus Richard Buache, den Verlobten der Baronne Agnès de Rauvin. Charles-César de Rochefort, Capitaine des Schwarzen Banners und Armands Vorgesetzter, ermittelt in diesem bizarren Fall und jagt seinerseits Dämonen. Mit der Baronne erhält er eine unerwartet starke Verbündete. Gemeinsam decken sie auf, wie weit die Diener Luzifers in die Kreise der Mächtigen vorgedrungen sind und welch perfiden Coup sie planen.

Düster und spannend

Der Roman „Hexagon-Der Pakt der Sechs“ von Henning Mützlitz vereinigt drei literarische Genre: Fantasy, Historienroman, Politthriller. Im Nachwort erzählt der Autor, dass der Roman eine längere Entwicklungsgeschichte hinter sich hat. Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Henning Mützlitz musste die Historie um die „Cinqmars-Verschwörung“ recherchieren, die es tatsächlich gab und die als Grundlage für diesen Roman dient. Dazu galt es das phantastische Konstrukt einer historischen Welt Anno 1642 mit des Teufels Dämonen zu entwickeln, samt einer Hierarchie ihrer Fürsten und Diener. Und der Spannungsbogen eines Politthrillers musste her, denn schließlich bildet eine politische Verschwörung den Kern der Handlung.

Vor allem im letzten Punkt überzeugt der Roman. Die Jagd der Protagonisten nach den mächtigen Dienern des Teufels hat es in sich. Sie kommt immer wieder an einem Punkt, an dem die Dämonen übermächtig erscheinen und kurz vor dem endgültigen Sieg stehen. Die Protagonisten und Helden im Buch verfügen zwar über magische Kräfte, doch diese sind endlich. Der Autor erschuf ein individuelles und glaubwürdiges Magiekonzept, das ihnen einen hohen Preis abverlangt. Weder der Antiheld Armand, noch der tapfere Capitaine wirken wie generische Siegertypen. Sondern eher wie zu allem entschlossene Kämpfer, die für ihr Ziel, die Dämonen aufzuhalten, an ihre Grenzen gehen.

Das Figurenensemble überzeugt auf ganzer Linie. Henning Mützlitz stattete seine Helden mit unterschiedlichen Hintergründen aus: von der einfachen Kammerdienerin, über altgediente Soldaten und eine desillusionierte Adelige, bis hin zu den mächtigsten Männern in Königshaus und Kirche. Sie alle agieren als Persönlichkeiten und aus nachvollziehbaren Motiven. Selbst bei den dämonischen Gegnern verzichtete der Autor darauf, sie einseitig und ausschließlich böse zu zeichnen. Zudem achtete Henning Mützlitz auf ein ausgewogenes Gender-Verhältnis und ließ ganz selbstverständlich queere Lebensentwürfe mit einfließen, ohne dass diese aufgesetzt wirken.

Historische und literarische Bezüge

Wie schon erwähnt, basiert die Handlung auf einer wahren Intrige gegen den französischen Kardinal Richelieu, der Cinqmars Verschwörung. Es ist äußerst interessant nachzuvollziehen, wie treffend Mützlitz den Kardinal Richelieu und die Verschwörung gegen ihn beschrieb und wie geschickt er dies für eine Dark-Fantasy Story nutzte. Der literarische Brückenschlag erreicht „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas. Diesem Roman hat der Autor vor allem die Figur des Rochefort entnommen und der legendäre Held d’Artagnan erhält eine kleine Nebenrolle. Auch hier kopierte Henning Mützlitz die Figuren nicht einfach, sondern gestaltete sie auf originelle Weise um. Ich empfehle allerdings nicht, sich vorab über Historie und literarische Vorlage zu informieren, da hier einige Spoiler lauern.

Gemeckert wird auf hohem Niveau. Es gibt zwei, drei Kleinigkeiten, die historisch nicht passen. Als Beispiel möchte ich den Ausdruck „Betäubungsmittel injiziert“ auf Seite 338 anführen. Der gehört nicht in die Zeit, da Injektionsspritzen erst 1841 erfunden wurden. Ein kleiner Fauxpas, der vor allem deswegen auffällt, weil die meisten anderen Details stimmig und authentisch sind. Des Weiteren wirkt der Roman an einigen Stellen künstlich gestreckt. Einige Schauplatzbeschreibungen erhalten wir mehrfach, jeweils aus der Sicht unterschiedlicher Protagonisten. Leider liefern sie keine neuen Informationen und lesen sich wie Wiederholungsschleifen. Darüber hinaus hätte einigen Dialogen, die sich wie Info-Dumping lesen, etwas Straffung gut getan.

Insgesamt jedoch überwiegen bei der Lektüre Lesespaß und beste Unterhaltung. Henning Mützlitz überzeugt sprachlich mit einer perfekten Mischung aus historisch prägnanter und lesefreundlicher Sprache. „Hexagon-Der Pakt der Sechs“ ist ein äußerst spannender, innovativer Roman mit einer wunderbar schaurig-düsteren Atmosphäre, wohldosierten Prisen an Dreck und Edelmut vor einem faszinierenden historischen Setting.

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Eva Bergschneider

Hexagon-Der Pakt der Sechs
Henning Mützlitz
Fantasy
Feder & Schwert
Februar 2019
488

Funtastik-Faktor: 79

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