Archibald Leach und die Machenschaften der Mama Legba – Markus Cremer

Das Duo Infernale des Steampunk-Age rettet die Welt

Archibald Leach und die Machenschaften der Mama Legba - Markus Cremer © Art Skript Phantastik, himmelblauer Hintergrund, Zeppelin, Weißer Mann mit Hut und Goggles und Krokoldil, Weiße Frau mit langen dunklen Haaren, Brille und Pistole, Schwarze Frau mit hellen Gesichtszeichnungen,
Archibald Leach und die Machenschaften der Mama Legba © Art Skript Phantastik

Eigentlich könnte – kennen sie diesen Satzanfang? Nun, ich auch und ich mag dazu passende Situationen gar nicht! Schon zweimal nicht, wenn ich eigentlich meine Hochzeitsreise nach Paris antreten will. Doch fangen wir, wie bei jeder guten Geschichte, am besten am Anfang an.

Sarah Goldberg mein Name. Ich bin Jüdin, komme aus London und arbeite als Mechanikerin. Dazu bin ich kurzsichtig und immer mit mindestens zwei von mir selbst verbesserten Pistolen bestückt. Frau weiß ja nie, wo sie hineingerät.

Seit kurzem bin ich, Dank der Unterstützung des Kapitäns eines Zeppelins, mit Archibald Leach verheiratet – deswegen die Hochzeitsreise. Die Trauung nach jüdischer Überlieferung fehlt noch und so lange heiße ich weiterhin Goldberg.

Also wir sind schon fast an Bord des Zeppelins nach Paris, als London, was sage ich, die ganze Welt angegriffen wird. Nicht, wie sie denken. Kein Krieg bedroht das Empire, sondern dunkle Magie. Ein finsterer, perfider und geheimer Plan trägt Früchte.

Eine Mama Legba, aus einer unserer afrikanischen Kolonien stammend, hat dem Empire Rache geschworen. Rache für den Tod so vieler ihrer Liebsten, für Vergewaltigung, Versklavung, Erniedrigung – sie erkennen das Bild? Eigentlich nachvollziehbar. Nur, dass sie mittels ihrer Puppenmagie – so ähnlich wie im Voodoo und doch ganz anders – Entscheidungsträger bis hinauf zur Queen und dem preußischen Kanzler beeinflusst. Das ist dann doch nicht tolerierbar. Als sie alle Magiekundigen Europas zusammenkarrt und nach Afrika bringen lässt dämmert uns, dass sie wahrhaft Böses vorhat.

So machen sich Archibald und meine Wenigkeit daran den Untergang des Empires zu verhindern, später stoßen auch Sir Ian und Lloyd Collins zu uns. Keine einfache Aufgabe, die uns über Paris (kein Vergnügen, zumal ich im Bordell Archibalds frühere Verlobte kennenlerne – lange Story), Moskau, Tibet und Kongo schlussendlich wieder nach London führt. Immer verfolgt von den Schergen Mama Legbas.

Trotz Längen und Logiklöchern ein herrlicher Lesespaß

Immer wieder gelingt es Grit Richter in und mit ihrem Art Skript Phantastik Verlag dem Leser besondere Titel zu präsentieren. Vorliegender zweiter Teil der phantastischen Abenteuer des Archibald Leach von Markus Cremer ist ein wunderbares Beispiel hierfür.

Im Zentrum von „Archibald Leach und die Machenschaften der Mama Legba“, wie bereits aus „Die Monstrositäten des Marquis de Mortemarte“ gewohnt, agiert der englische Dandy mit einem Faible für Aetherkraft. Dazu gesellen sich die bodenständige Mechanikerin und jede Menge gefährlicher Auseinandersetzungen und finstere Geheimnisse.

Die Gemengelage erinnert dabei nicht von ungefähr an klassische Abenteuerromane. Eine dunkle Bedrohung, die Reise durch unbekannte, ferne Gegenden, das Treffen auf geheimnisvolle Wesen, faszinierende Menschen und fiese Gegner. Da lacht das Herz eines jeden Fans phantastischer Abenteuer.

Natürlich ist der Roman viel zu lang geworden. Und dass die Logik so manches Mal Kapriolen schlägt, war fast schon zu erwarten. Beides aber ist weder schlimm noch sonderlich zu kritisieren. Denn trotz der Länge, trotz bekannter Motive, trotz Logiklöchern liest sich das Gebotene einfach herrlich packend und spannend und sprüht nur so vor originellen Ideen.

So wandert Marcus Cremer auch in „Archibald Leach und die Machenschaften der Mama Legba“ auf den Spuren eines Jules Verne, Robert Kraft mit einem Schuss Karl May. Er präsentiert uns im zweiten Band dieser Reihe wieder herrlich abgedrehte Figuren, finstere Schurken, mutige Helden und eine Menge Lesespaß – Chapeau und gerne mehr davon!

Carsten Kuhr

Archibald Leach und die Machenschaften der Mama Legba
Archibald Leach, Band 2
Markus Cremer
Steampunk
Art Skript Phantastik
Oktober 2022
Buch
787
Martin Schlierkamp
82

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