Das Vermächtnis der besonderen Kinder (Besondere Kinder 5) – Ransom Riggs

Fünfter Akt einer phantastischen Erfolgsgeschichte

Das Vermächtnis der besonderen Kinder - Ransom Riggs © Knaur
Vermächtnis der besonderen Kinder © Knaur

Ransom Riggs hat sich mit seinen Büchern um Miss Peregrine und ihre besonderen Kinder in die Herzen der Freunde phantastischer Literatur geschrieben. Ursprünglich hatte der Autor und passionierte Sammler alter Fotografien vor, rund um seine merkwürdigen Fotos ein Bilderbuch zu gestalten. Doch dann wurde eine mittlerweile fünfbändige Romanserie daraus, deren erste Bände Tim Burton kongenial als Kinofilm umsetzte.

Unser Ich-Erzähler Jacob findet eines Tages Fotografien seines Großvaters, die ihn in merkwürdigen Kleidern aus längst vergangenen Epochen zeigen. Andere Motive auf den Bildern sind Kinder, die besondere und seltsame Dinge tun: Sie schweben in der Luft oder es kommen Bienenschwärme aus ihrem Mund. Offensichtlich sind es retuschierte Aufnahmen. Nur war dies zu der Zeit, als die Fotografien entstanden, technisch noch gar nicht möglich.

Jacob findet heraus, dass all die Gruselgeschichten, die ihm sein Opa früher erzählte, wahr sind. Es gibt Monster, es gibt Zeitblasen, in denen sich die Vergangenheit wiederholt. Und in denen gestaltwandelnde Frauen auf ihnen anvertraute Kinder mit ganz besonderen Fähigkeiten aufpassen. Dass diese von den Monstern verfolgt, angegriffen und gefangen genommen werden sollen, führt zu dramatischen Auseinandersetzungen. Jacob nimmt eine entscheidende Rolle im Kampf um den Schutz der besonderen Kinder ein.

Ein Krieg zwischen den Clans zieht auf

In Amerika droht ein Krieg zwischen den dort herrschenden drei Clans von Besonderen. Eigentlich könnte dies Miss Peregrine und ihren Schwestern, den Ymbrynen, egal sein. Doch aus alter, bitterer Erfahrung wissen sie, dass ein solcher Konflikt Leid und Tote bedeutet. Und die Gefahr, dass die Besonderen von normalen Menschen erkannt werden.

Als Jacob Portman eine Besondere aus der Gefangenschaft eines Clans befreit, ahnt er noch nicht, in was er und seine Freunde wieder hineingezogen werden. Noor, die Befreite, kann sich durch die Aufnahme des Lichts unsichtbar machen. Sie wird in einer Prophezeiung als ‚eine der Sieben‘ bezeichnet, die die Welt der Besonderen befreien werden.

Was dies zu bedeuten hat, darüber rätseln Portmans Freunde. Bis ihre Gegner, die Wights, aus dem Gefängnis fliehen und den letzten Hollowgast (gefährliche, seelenlose Besondere) mitnehmen. Deren Plan, ihren ehemaligen Anführer Caul aus der eingestürzten Zeitschleife zu befreien, scheint unmöglich. Doch irgendwie sind die Wights auf eine Lösung dieses Problems gestoßen. Sie brauchen nur noch wenige Elemente, um die Aktion erfolgreich abzuschließen. Das würde die Vernichtung der Zeitschleifen und ihrer besonderen Bewohner bedeuten.

Neue Protagonistin und der nostalische Charme der Serie

Anders als im vorhergehenden Band „Der Atlas der besonderen Kinder“ gelingt Riggs im vorliegenden fünften Band „Das Vermächtnis der besonderen Kinder“ erneut die wunderbare Synthese aus Nostalgie und Spannung. Unter anderem durch die Auswahl schönerer Fotografien und mit einer packenden, dieses Mal erfreulich straff aufgezogenen Handlung.

Mit Noor kommt eine interessante neue Figur in die bekannte Gruppe der Handelnden, die hier fast schon verzweifelt versucht, ihre verschiedenen Aufgaben zu meistern. Immer wieder verrennen sie sich in Sackgassen, müssen erkennen, dass es so einfach nicht ist, das drohende Unheil abzuwehren. Sie wirken fehlbar und ernten dadurch Sympathiepunkte. Böse Überraschungen lauern und nur gemeinsam können sie die Herausforderung, die Welt der besonderen Kinder zu retten, bewältigen.

Auch wenn der wohltuend kurze Roman in sich abgeschlossen ist, schreit das Ende nach einer Fortsetzung. Hoffen wir, dass Ransom Riggs die Erzählfreude und Kreativität, die er im „Vermächtnis“ gezeigt hat, in den folgenden Bänden beibehalten kann.

Carsten Kuhr

Das Vermächtnis der besonderen Kinder
Band 5 der Reihe „Die Insel der besonderen Kinder"
Ransom Riggs, übersetzt von Silvia Kinkel
Fantasy
Knaur Verlag
Oktober 2020
377
Jack Mord

Funtastik-Faktor: 84

Schreibe einen Kommentar