#AllHallowsReadGermany-Der Wächter der Winde – Oliver Plaschka

Die Buchvorstellung zu „Der Wächter der Winde“ von Oliver Plaschka aus der Hobbit Presse ist mein Beitrag zu #AllHallowsReadGermany 2019. Tanja Karmann hat diese Aktion schon zum dritten mal ins Leben gerufen und erklärt Euch im Ankündigungsbeitrag, worum es eigentlich geht. Es sind auch in diesem Jahr viele lesens- und hörenswerte Literatur-Blogs dabei. Welche das sind, lest ihr hier. Was in den Paketen steckt, die ihr gewinnen könnt, und was es mit einem ‚Extra‘ -Gewinn auf sich hat, erfahrt ihr am Ende dieses Beitrags.

Geschmeidig gegen den Strich

Der Wächter der Winde © Klett-Cotta

„Der Wächter der Winde“ ist ein Erfinder namens Ross, der einst aus unserer Realität floh und seine Traumwelt erschuf. Dort lebt er mit seiner Tochter Mira, dem jungen Mann Caliban und dem Geist Ariel. Die Zeit ist gekommen, in der sich Ross endlich an seinen Widersachern rächen will: seiner Ex-Ehefrau Antonia Perrault und seinem früheren Freund und geschäftlichen Rivalen Arthur King. Beide befinden sich in Begleitung von Kings Sohn Bastian, Tonis Buchhalter Francis und der Chauffeurin Swaine in Kings schwarzem Lincoln auf der Rückfahrt von einer Beerdigung. Auf dem Highway 1 im Big Sur Küstenstreifen (Kalifornien/USA) zieht ein Sturm auf, der den Insassen des Fahrzeugs jegliche Orientierung raubt. Jemand sieht einen Reiter vorbei preschen. Schließlich finden sie sich, wie Alice jenseits des Kaninchenlochs, in einem Wunderland wieder.

Der Reiter heißt Fernando und lebte bisher im Jahr 1873. Mit dem Ranger Reid verfolgte er Diebe, die ihm Gold stahlen. Ein Schuss traf den Ranger, der abschließend drei Wünsche äußerte: Fernando möge auf sein Pferd Moonchild achtgeben, an die Gerechtigkeit glauben und Präsident Taylor seinen fünfzackigen Stern aus einem Peso-Stück geben. Aus Versehen gerät auch Fernando in den Sturm der Welt unter dem Winde.

Ein weiterer Kollateralschaden des Sturms ist der Übergang von Stephanie und Rince aus dem Jahr 1945. Sie transportierten gerade Whisky in einem Laster zu einem potenziellen Käufer und stürzten fast über die Klippen. In einer Taverne jenseits des Sturms kommen sie wieder zu sich. Können sie hier ihr großes Ding drehen?

Ross schickt die Gruppe um Toni und Arthur King in die Welt ihrer Albträume, die sie zugleich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Caliban findet Rince und Stephanie, die glauben, ihn für ihre Pläne einzuspannen. Fernando trifft Mira, die gerade erfahren hat, dass ihre Mutter in ihre Welt gekommen ist. Ihr Vater Ross verhindert ein Treffen und zwingt Fernando in der Mühle zu arbeiten. Doch Mira hört den Ruf der Freiheit aus der Welt jenseits des Windes. Ross hingegen beginnt, seine Sicht der Dinge zu hinterfragen und zu relativieren.

Mutige Fantasy Adaption eines Shakespeare Werks

Oliver Plaschka erklärt in der Danksagung seines neuen Buchs, dass er die Geschichte um den Zauberer und Erfinder Ross nicht selbst ersonnen, sondern dem Theaterstück „Der Sturm“ (engl. Original „The Tempest“) von William Shakespeare nachempfunden hat. Ich kenne dieses Stück nicht. Ein wenig Recherche darüber verrät, dass Oliver Plaschka Shakespeares Werk in eine moderne, fantastische Erzählung recht nah an der Vorlage überführte. Einem Drama entsprechend kommen die Charaktere überzogen daher, was gerade ihren Charme ausmacht. Jede Figur wird von den Geschehnissen geprägt und entwickelt sich weiter, mit zwei Ausnahmen. Stephanie und Rince pflegen ihre Klischees und spielen in dieser Tragikomödie den heiteren Part.

Husky bzw. Wolf © Eva Bergschneider

Die Handlung beginnt dramatisch. Denn jede Personengruppe oder Person steckt gerade in einem Schlüsselmoment ihres Lebens, als der Sturm kommt. In der Welt unter dem Winde tauchen sie alle ein, wie in eine Halluzination. Sie begegnen Träumen, Geistern und Menschen. Und einem Zauberer, der verbittert seine Macht ausübt.

Ein Ensemble für große Dramen

Die Sympathieträger sind Fernando und Mira. Der Junge aus dem Wilden Westen, der an Gerechtigkeit glaubt und das Mädchen, das im Wunderland aufwuchs. Sie beginnt zu verstehen, was ihr genommen wurde und kämpft für ein selbstbestimmtes Leben. Ausgerechnet Fernando erobert ihr Herz, obwohl der geheimnisvolle Caliban und ihr Vater ganz andere Pläne mit ihr hatten.

Toni, Arthur und Ross tragen ein klassisches Drama-Dreieck aus. Dem psychologischen Modell entsprechend wechseln die Rollen des Opfers, Täters und Retters und führen in die Konfliktspirale. Es geht um Macht, Verrat, Missachtung, Abhängigkeit, Schuld und Enttäuschung. Durch Rückblicke in die Vergangenheit aus verschiedenen Perspektiven entsteht Stück für Stück das Mosaik eines komplexen und facettenreichen Beziehungsgeflechts. Oliver Plaschka inszenierte dieses Beziehungsdrama mit Fingerspitzengefühl und ohne zu werten. Es bleibt dem Leser überlassen, auf wessen Seite er sich schlägt, ob und wann er seine Position wechselt.

Sie [Toni zu Bastian] lachte. „Jetzt plappern Sie ihren Vater nach. Ziehen Sie den Kopf aus dem Hintern und machen Sie sich frei von irgendwelchen Vorstellungen, wie die Welt zu funktionieren hat. Sie schert sich nämlich nicht darum.“[S. 120]

 Entgegengesetzte Pole als Storygerüst

Wie in der klassischen Urban Fantasy üblich, sind in „Der Wächter der Winde“ unsere und die fantastische Welt klar getrennt. Der Roman erinnert an ein düsteres Märchen, das sich zwischen Realität und Fantasie, Recht und Unrecht einpendelt. Ähnlich wie bei den Rollen, die die Figuren einnehmen, fließen Gegenwart, Rückblick und Traum ineinander. Nachdem die acht Reisenden in der Welt unter dem Winde angekommen sind, fällt es dem Leser erst einmal schwer, auf Anhieb zu verstehen, auf welcher dieser Ebenen sich die Geschehnisse gerade abspielen.

Magie und Technik begegnen sich, denn Ross ist sowohl ein fortschrittlicher Erfinder, als auch als Magier. Zeitgemäße und brisante Kontrapunkte bilden zwei Arten der Energiegewinnung, die Kernenergie und die Windkraft. Schon in „Fairwater“ steht ein Atomkraftwerk für einen Ort des Üblen und Unheimlichen. In „Wächter der Winde“ werden dem Ross‘ Windräder als innovative und freundliche Technik entgegengestellt. Auch der Klimawandel streift die Geschichte. Es ist sicherlich kein Zufall, dass sie in Big Sur/Kalifornien im Jahr 2017 spielt, am Ende einer sechsjährigen Dürreperiode, in der tausende von Haushalten kein fließendes Wasser hatten. Der Dürre folgten Stürme mit Starkregen und Schlammlawinen.

Auch die Atmosphäre des Buchs lebt vom Gegensätzlichen. Stellenweise kommt sie leicht und verspielt daher und erscheint im nächsten Kapitel düster und bedrohlich. Insgesamt sorgen Geister, Traumgestalten und nicht zuletzt der Gegenwartsbezug für einen mäßigen, aber spürbaren Gruselfaktor.

Sie [Mira] spürte Ariels Nähe, wie man an den Ufern des Schlafes die Träume der Nacht spürt, wenn sie ihr Segel hissen und warten, dass man an Bord tritt, bereit für die Fahrt. [S. 243]

Die Schreibe, das Ende – wie immer – einzigartig

Zwei Aspekte bereiten mir in Oliver Plaschkas Büchern besonders viel Freude: 1. Die sprachliche Schönheit und Varianz, prägnant und bildgewaltig zugleich. 2. Ein Ende, mit dem man wirklich nicht rechnen kann. Auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole, bleibt festzustellen, dass ich maximal zwei oder drei weitere Autoren kenne, deren sprachlicher Stil mich dermaßen fasziniert. Plaschkas Texte sind stets flüssig lesbar, aber auch mit kleinen Eigenwilligkeiten und Alleinstellungsmerkmalen ausgestattet. Was das Ende der Geschichte angeht, so dachte ich schon, der große Clou bliebe dieses Mal aus. Doch dann bastelte Oliver Plaschka ganz zu Schluss noch eine Idee ein, die völlig unerwartet und zugleich charmant und hoffnungsvoll die Geschichte abrundet.

„Der Wächter der Winde“ erzählt eine einzigartig spannende, verträumte und zugleich realitätsbezogene Geschichte mit gesellschaftskritischen Anklängen. Sie steckt voller kluger Ideen, verwirrender Wendungen und schräger Figuren. Ich fühlte mich stellenweise an Olivers Erstlingswerk „Fairwater“ erinnert. Doch im Gegensatz dazu ist „Der Wächter der Winde“ rund, abgeschlossen und folgt einem klaren Storyaufbau. Ein echter Genuss für Leser, die fantasievolle Erzählungen mögen, die in keine Schublade passen. Außer in der mit der Aufschrift: ein Werk von Oliver Plaschka.

Der Wächter der Winde kaufen

Eva Bergschneider

DANKE fürs Durchhalten, das muss belohnt werden!

Gleich zwei Mal könnte ihr bei phantastisch-lesen und #AllHallowsReadGermany Buchpreise gewinnen:

  1. Notiert Euch den Buchstaben im rot/schwarzen Bild, er ist Teil eines Lösungsworts. Checkt die vorherigen und weiteren Blogartikel dieser Aktion und bastelt das zweiteilige Lösungswort zusammen. Dieses Lösungswort schickst Du bis zum 30. Oktober 2019 um Mitternacht mit Angabe Deiner Postanschrift an folgende Email-Adresse: tanja@tanja-karmann.de. Verschiedene Phantastik-Verlage und Autoren haben großzügig gespendet und es gibt 5 Pakete mit insgesamt 20 Büchern zu gewinnen. Hier erfahrt ihr, welche Bücher darin stecken.
  2. „Der Wächter der Winde“ von Oliver Plaschka, vom Autor persönlich signiert, wird separat und nur hier auf phantastisch-lesen verlost. Hinterlasst einen Kommentar der erklärt, warum ihr das Buch gewinnen möchtet. Unter allen sinnvollen Antworten wird die GewinnerIn ausgelost.

Das Kleingedruckte

  • Du bist mindestens 18 Jahre alt oder hast das Einverständnis deiner Erziehungsberechtigten.
  • Hinterlasse mir eine Möglichkeit (E-Mail Adresse), um Dich nach dem Gewinnspiel zu kontaktieren.
  • Wenn Du „Der Wächter der Winde“ gewinnst, benötige ich Deine Postadresse, um Dir den Gewinn zuschicken zu können. Du oder Dein Erziehungsberechtigter bist/ist damit einverstanden, dass ich Deine Adresse per e-Mail erhalte und solange, bis klar ist, dass Du den Gewinn ordnungsgemäß erhalten hast, Deine Daten speichere. Wenn Deine Daten nicht mehr benötigt werden, lösche ich sie.
  • Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
  • Eine Teilnahme am Gewinnspiel ist nur innerhalb von Deutschland möglich.
  • Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich.
  • Ich übernehme keine Haftung für den Verlust des Gewinns „Der Wächter der Winde“ auf dem Postweg.
  • Die Gewinnspiele beginnen am 14. und 17. Oktober 2019 um 7 Uhr und enden am 30. Oktober 2019 um 23:59 Uhr.
  • Weitere Einzelheiten zum Datenschutz erfährst Du in der Datenschutzerklärung.

Gestern stellte Euch der Blog CookieSpengler Schauergeschichten von Chris Priestly vor. Und morgen geht die #AllHallowsReadGernany Tour auf Robert Corvus Blog weiter, der Euch „Hellraiser“ von Clive Barker vorstellen wird. In beiden Beitägen wurden weitere Buchstaben versteckt.

Ich drücke die Daumen und wünsche Euch viel Glück bei beiden Gewinnspielen!

Eure Eva

Der Wächter der Winde
Oliver Plaschka
Fantasy
Hobbit Presse
August 2019
367

Funtastik-Faktor: 85

8 Gedanken zu „#AllHallowsReadGermany-Der Wächter der Winde – Oliver Plaschka

  1. Hallo und guten Tag Eva,

    schön erst einmal, dass ein Dein Blog bei der Halloween-Aktion mitmacht, den ich kenne, gerne immer wieder besuche und wenn es passt mich auch gerne mit einem Kommentar als aktive Leserin mit einbringe.

    So habe ich gerne auch an Deiner Aktion zum Weiterführen des Roman …der Wächter der Winde …beteiligt. Eigenes weiterspinnen mit einer Textzeile aus dem Roman war Vorgabe dabei. Ich war das mit dem Popcorn….grins…zur Erinnerung.

    Interessanterweise waren zwei Karin`s am Start. Nun die andere Karin gehörte zu den glücklichen Gewinnerinnen.
    Aber egal ich versuche es jetzt mit der 2.Chance….vielleicht klappt es dieses Mal.

    Deshalb auf ein Neues…schönen Donnerstag..LG..Karin..

    1. Hallo!

      Also mich hattest Du schon, als sich der Sturm auf dem Big Sur Küstenabschnitt zusammenbraute. Ich war vor ein paar Jahren in dieser Gegend und finde es reizvoll, wenn ein interessantes Fantasybuch zumindest teilweise dort angesiedelt ist. Der Reiter von 1873 war dann das nächste Mal, dass ich aufhorchte, weil mich die amerikanische Geschichte schon ein ganzes Weilchen im Leben begleitet. Das Cover ist übrigens wirklich schön und ansprechend gestaltet. Natürlich würde ich mich freuen, wenn dieses Buch in meinem Bücherregal einziehen würde, auch wenn ich damals bei Deiner Aktion zum Weiterführen des Romans nicht dabei war. Daher danke für die Gewinnchance und natürlich auch den Lesetipp!

      Liebe Grüße,
      Birgit

  2. Hallo!
    Deine Buchbesprechung hat mich total begeistert. Das klingt alles nach einer superspannenden Geschichte.
    Warum ich das Buch gerne gewinnen würde? Weil ich von Oliver Plaschka noch nichts gelesen habe und ich jetzt das Gefühl habe, dies bald ändern zu müssen.
    Vielleicht ist mir die Halloween Glücksfee ja hold!
    Liebe Grüße Manuela

  3. Puh! Ich weiß gar nicht, wovon ich mehr begeistert bin: dem Cover oder dem Inhalt! Der Wächter der Winde hört sich so an, als wäre das endlich wieder mal ein richtig gutes Fantasy-Buch. In letzter Zeit hatte ich so viele Flops beim Lesen, dass ein Hit echt gut tun würde 😉

    Viele Grüße aus Münster!
    Lilli

  4. Hallo!
    Erst mal Vielen Dank für die Buchvorstellung!
    So wie ich es lesen konnte, handelt es sich hier um fantastische, fesselnde und dramatische Lesestunden! Die Story scheint ausserdem sehr vielseitig zu sein und das Cover finde ich auch Mega! Deswegen würde ich mich sehr über dieses Buch freuen!
    Liebe Grüsse und danke für die gewinnchance!

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