Hexenjagd auf YouTube
Wir kennen unseren hochtechnisierten Alltag. Das unverzichtbare Smartphone hält uns permanent online, YouTube versorgt uns mit Unterhaltung aller Art. Auf dem Videoportal ist auch die Geschichte einer jungen Frau zu finden, die Hexen jagt. Natürlich muss alles, was uns Robin Martine präsentiert, inszeniert sein. Hexen gibt es bekanntermaßen nicht und darüber hinaus wäre das strafrechtlich schlicht Mord, was unsere toughe junge Frau ihren Followern zeigt. Ergo handelt es sich um gut gespielte und umgesetzte Video-Unterhaltung fast schon auf Hollywood Niveau.
Was aber wäre, wenn die auf dem YouTube Kanal „Malus Domestica“ gezeigten Jagden real, die Tötungen tatsächlich passiert wären? Ja gibt es denn etwa Hexen?
Fragt einfach die YouTuberin selbst. Fragt Robin jedoch besser nicht zu direkt nach dem Schicksal ihrer Mutter. Sonst müsst ihr eure Weltsicht vielleicht in Frage stellen.
Vier Millionen Follower hat Robin und bestreitet mit den Werbeeinnahmen auf YouTube ihren Lebensunterhalt. Sie schläft in ihrem kleinen „Conlin Sanitär“ Lieferwagen und reist quer durch die Staaten auf der Suche nach den Mitgliedern des Hexenzirkels. Denn der ist für den Tod ihrer Mutter verantwortlich.
Eines Tages kehrt sie wieder zurück in ihre Heimatstadt. In ihr altes Haus ist gerade eine neue Familie – Vater und Sohn – eingezogen. Robin muss erkennen, dass ihr Rachefeldzug zwar nicht die Falschen, aber auch nicht den wirklich Verantwortlichen getroffen hat: den Roten Lord.
Nach vielversprechendem Start viel Langeweile
Blanvalet legt mit „Der Zirkel der Nacht“ den Auftaktroman der „Die Hexenjägerin“ Trilogie vor, die S. A. Hunt zunächst im Eigenverlag publizierte, bevor einer der US-Großverlage sie aufgrund großen Zuspruchs aus der Leserschaft neu herausgab.
Der Handlungsabriss liest sich recht interessant. Eine junge Punkerin macht sich auf, eine Vendetta für den Tod ihrer Mutter auszuüben. Dass ihre Opfer praktizierende Hexen in unserer heutigen Zeit sind, verleiht dem Ganzen eine besondere Note. Hexen und YouTube – eine frische Mischung. Der Prolog legt dann auch recht interessant und fesselnd los. Wir beobachten Robin in ihrem Video bei ihrer ersten Tat: angreifende Katzen, eine übersinnliche Alte, ein verkommenes Hexenhaus. Vieles passt gut zum Mythos einer modernen Hexenjagd.
Leider geht es nach dem vielversprechenden Auftakt aber nicht entsprechend weiter. Die Autorin führt weitere Handlungsebenen, wie das neu zugezogenes Vater – Sohn Gespann, ein. Und verwöhnt uns nicht gerade mit fortgesetzter Action. Anstatt den Fokus auf die weitere Verfolgung der Hexen, oder die Suche und Auseinandersetzung mit dem Roten Lord zu richten, passiert über gut hundert Seiten – nichts.
Ich muss dies so brutal ausdrücken. Als Leser/in wartet man auf etwas Interessantes, etwas Gruseliges, etwas Spannendes, etwas Dramatisches und es passiert schlicht nichts. Seitenlange Monologe und Dialoge, die die Lektüre zäh machen, tragen nicht eben zum Lesevergnügen bei. Die Figuren bleiben blass, die Handlungsorte wirken wie aus der Retorte und die Handlungsstränge werden nicht richtig miteinander verwoben.
Dabei hätte der Plot das Potential gehabt gut und packend zu unterhalten. Nur leider hat S. A. Hunt das Wichtigste vergessen, was man beim Verfassen von Unterhaltungsliteratur immer im Augen behalten sollte: zu unterhalten. Das war leider nichts.
Carsten Kuhr
Die Hexenjägerin, Band 1
Fantasy (Horror)
Blanvalet
April 2021
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Frank Tic
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