Die Schneekönigin (Kristalle aus Eis und Blut) – C. E. Bernard

Ein modernes Märchen streift Themen, die unsere Gesellschaft bewegen

Die Schneekönigin (Kristalle aus Eis und Blut) - C E Bernard © penhaligon, hellblauer Hintergrund, in schwarz illustrierte Frau mit Krone, goldenen Blätter und Zweige am Bildrand, goldene Schrift
Die Schneekönigin (Kristalle aus Eis und Blut)© penhaligon

Wir kennen sie alle – die Geschichte der Schneekönigin, wie sie uns Hans Christian Andersen in seinem gleichnamigen Märchen erzählt hat.

Der Name des Penhaligon-Verlags steht in den letzten Jahren dafür, alte bekannte Sagen und Märchen in modernen Versionen aufzulegen. Christina Henry schaffte mit entsprechenden Titeln wie „Die Chroniken von Rotkäppchen“ den Sprung auf die Bestsellerliste. Nun darf auch eine deutschsprachige Schriftstellerin ihr Scherflein zum Konzept beitragen.

C. E. Bernard publizierte bereits zwei Trilogien, die „Palace“ und die „Wayfarer“-Saga bei Penhaligon. Das Besondere war, dass die Autorin ihre Manuskripte auf Englisch verfasst hatte und diese von einer Übersetzerin ins Deutsche übertragen wurden. Beide Trilogien überzeugten durch inhaltliche Eigenständigkeit und sprachliche Qualität. Ihren aktuellen Roman „Die Schneekönigin-Kristalle aus Eis und Blut“ schrieb C. E. Bernhard in deutscher Sprache. Darin greift sie nun die Grundanlage eines bekannten Märchens auf und nutzt diese für ihre eigene Geschichte.

Bernard entführt uns in den hohen Norden, genauer in die Nähe von Oslo im Jahr 1842. Seit Generationen führen die Herren der Burg immer im Winter die Prozession zu Ehren der Schneekönigin über das Eis des Fjords. Der Sage nach hält die Königin am Gipfel des Berges ihre schützende Hand über Land und Leute. Letztere verdienen ihren Lebensunterhalt mit Fischen und der Herstellung von Holzkohle. Eine Besonderheit der Geschichte ist, dass hier die Frauen gleichberechtigt am Arbeitsleben teilhaben. Immer mehr Bewohner verlassen jedoch ihre Heimat. Die Winter werden immer wärmer, der Fjord friert nicht länger zu. Steinkohle ersetzt die Holzkohle und vernichtet somit den Broterwerb der Köhlerinnen und Köhler.

Als Gretas Sohn im dünnen Eis einbricht und lebensgefährlich erkrankt, sieht die Mutter und aktuelle Herrin der Burg nur einen Hoffnungsschimmer: Sie muss den Berg erklimmen und die Schneekönigin um Hilfe bitten. Nur wenn diese das Wasser gefrieren lässt, kann sie Medikamente für ihren Sohn vom Festland holen. Eine mehr als gefahrvolle Queste beginnt, in deren Verlauf Greta drei Aufgaben lösen muss – bis sie verändert an ihrem Ziel ankommt.

Frauen bestimmen die Geschehnisse, Männer sind Beiwerk

Was als abenteuerliche Queste beginnt, erweist sich mehr und mehr als eine Reise ins Innere der Protagonistin. Nicht nur, dass Greta die immer neuen phantastischen Begegnungen charakterlich formen. Greta und mit ihr der Leser muss sich mit ihrem Leben, ihrer Zukunft und ihrer Verantwortung für die Menschen, denen sie vorsteht, beschäftigen, muss sich und ihre Rolle hinterfragen.

Das erfordert Mut, viel Kraft und den festen Willen, die Prüfung zu meistern, auch wenn es schmerzhaft wird. Angetrieben von der bedingungslosen Liebe zu ihrem Sohn, muss sie sich auch mit den Abwanderungsgedanken ihres Partners auseinandersetzen. Was dazu führen würde, dass sie selbst mehr in einer Rolle der Ehefrau und Mutter gefangen und an Haus und Herd gebannt wäre.

Erstaunlich bleibt, dass der gesamte Roman von Frauenfiguren geprägt ist, er bietet vielleicht sogar eine feministische Perspektive. Die wenigen vorkommenden Männer sind lediglich schmückendes Beiwerk in einer mitunter brutalen, spannenden, ja aufwühlenden Geschichte.

Fazit

Letztlich erwartet den Rezipienten eine moderne, in vielerlei Hinsicht ganz eigene Version des Kunstmärchens „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen. Aktuelle gesellschaftliche Probleme wie der Klimawandel werden ebenso thematisiert, wie die Frage nach Selbstbestimmung und Freiheit.

Carsten Kuhr

Die Scheekönigin, Kristalle aus Eis und Blut
C. E. Bernard
Fantasy
Penhaligon
Oktober 2022
Buch
360
Isabelle Hirtz
76

2 Gedanken zu „Die Schneekönigin (Kristalle aus Eis und Blut) – C. E. Bernard

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