Zwischen den Fronten – D. Weber, T. Zahn, T. Pope

Unruhe überall

Zwischen den Fronten © Bastei Lübbe

Seit Ende Februar 2019 ist Band 3 der »Der Aufstieg Manticores«-Reihe erhältlich, erneut schrieb das Autorentrio David Weber, Timothy Zahn und Thomas Pope die Fortsetzung der Reihe. Der Titel der deutschen Ausgabe »Zwischen den Fronten« klingt etwas weniger martialisch, als der des Originals »A call to vengeance«

Nach den Ereignissen des letzten Bands »Ruf zu den Waffen« ist das junge Sternenkönigreich nicht zur Ruhe gekommen. Noch immer steht man dort aufgrund des knapp überstandenen Angriffs auf das Planetensystem unter Schock und hoher Anspannung. Nur langsam legt sich die Nervosität und macht dem Bedürfnis nach Rache und Aufklärung Platz. Die Spur der Angreifer führt zu einem berüchtigten Piraten, weshalb sich eine Gruppe Manticorianer aufmacht, ihn aufzuspüren.

Das Königshaus muss einen schweren Schlag überstehen, der das empfindliche Machtgefüge des Reiches stark erschüttert. Für den Earl von Breakwater ergibt sich dadurch die Chance, nicht nur seine eigenen Pläne zur finanziellen Kastration der Navy umzusetzen. Gleichzeitig bricht er einen Machtkampf vom Zaun, den er mit hoher Wahrscheinlichkeit gewinnen wird.

Mehr Charakterbeschreibung anstelle von Action

Im Vergleich zu den vorherigen Romanen der »Aufstieg Manticores«-Reihe kommt »Zwischen den Fronten« schon fast beschaulich ruhig daher. Es gibt dieses Mal nicht so viele Actionsequenzen, wie man es von den früheren Büchern gewohnt ist. Stattdessen fokussieren sich die Autoren mehr auf die Charaktere, insbesondere auf die Mitglieder des Königshauses.

Seit dem letzten Roman heißt der neue Monarch Edward I. Die Wandlung, die er seit der Thronbesteigung durchlaufen hat, ist erstaunlich. Als Prinz war er ein Mitglied der Manticorian Navy und als solcher nicht unbedingt Fan der Politik Breakwaters, diese finanziell am ausgestreckten Arm verhungern zu lassen. Als König legte er diese Meinung ab und folgt der Linie seines Vaters, dass man als royales Staatsoberhaupt über solchen Dingen stehen muss. Dies ist eine Charakterentwicklung, die der Leser sich selber zusammenreimen muss. Erklärt wird sie nicht und widerspricht der vorherigen Darstellung als streitbares Blaublut.

Leider konzentrieren sich die Autoren auf die Monarchen und streifen die anderen Mitglieder der königlichen Familie lediglich. Wie üblich in diesem Autorenteam wählten sie die Namen, die denen von historischen Persönlichkeiten ähneln.

Breakwater ist bereits in den früheren Romanen ein Paradebeispiel für die Angewohnheit, Politiker Schwarz/Weiß zu charakterisieren. Entweder sie sind strahlende Helden, die den Protagonisten helfen. Oder schlechte Menschen, die ihre eigenen egoistischen Ziele über das gemeine Gut stellen. Breakwater ist der letztgenannte Typ. Er wirkt in diesem Band noch nerviger, als ohnehin schon und ist ein wahrer Spannungskiller.

Dass es auch anders geht, beweist die Charakterisierung Llynns. Mithilfe des Piraten Gensonne versucht er, Manticore unter die Kontrolle seiner Auftraggeber zu bringen. Dabei geht er intelligent vor, eine einseitige Darstellung als der ‚Böse‘ wird bei Llynn vermieden. Eine lobenswerte Ausnahme im »Honor Harrington«-Universum.

Ein unterhaltsamer Handlungsstrang reicht nicht

Travis Long und Lisa Donnely verfolgen die Übeltäter. Aus ‚historischer‘ Sicht ist interessant, dass sie als Vertreter von Manticore mit der Republik Haven zusammenarbeiten. Kenner der Serie erinnern sich sicherlich noch daran, dass zu Beginn beide Sternenreiche Konflikte austrugen und sogar verdeckt oder offen Krieg führten. Hoffentlich erfahren wir noch, wie es zu dieser Annäherung kam.

Dieser Plot ist der interessanteste in dem gesamten Roman, auch wenn ihm zum Finale etwas die Luft ausgeht. Er bietet immerhin solide SF-Unterhaltung. Die langweilige Schlacht gegen Ende des Bandes zeigt hingegen, dass insgesamt in puncto Spannung Luft nach oben verbleibt.

Die gute Nachricht ist, dass das Buch das Niveau des vorherigen Romans halten konnte. Doch die schlechte ist, dass »Zwischen den Fronten« nicht besser ist, als die Vorgänger und immer noch hinter den Erwartungen zurückbleibt.

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Götz Piesbergen

 

 

Zwischen den Fronten
Der Aufstieg Manticores - Band 3
David Weber, Timothy Zahn, Thomas Pope (Übersetzer Ulf Ritgen)
Science-Fiction, Military SF
Bastei Lübbe
Februar 2019
780

Funtastik-Faktor: 40

3 Gedanken zu „Zwischen den Fronten – D. Weber, T. Zahn, T. Pope

  1. Als Honor Harrington Fan der ersten Stunde tut es mir wirklich beinahe körperlich weh, diese Rezension zu lesen.
    Nicht, weil die Rezension schlecht wäre, im Gegenteil. Sie ist supertreffend geschrieben und trifft den Nagel auf den Kopf.

    „Die gute Nachricht ist, dass das Buch das Niveau des vorherigen Romans halten konnte. Doch die schlechte ist, dass »Zwischen den Fronten« nicht besser ist, als die Vorgänger und immer noch hinter den Erwartungen zurückbleibt.“
    Besser kann man es nicht formulieren. ich habe das Buch nach dreihundert Seiten abgebrochen. Meiner Meinung nach hätte man das Honorverse schon vor langer Zeit einen würdevollen Tod sterben lassen sollen. Stattdessen kamen Spin-Off und Prequelgeschichten, die teilweise nicht einmal Mittelmaß zu erreichen.

    Außerdem hat sich das Genre weiterentwickelt. Sprachlich, erzählerisch, inhaltlich.
    Military Science Fiction im Jahr 2019 muss sich zum Beispiel auch mit einem Onur Zyklus messen können. Spannung vollkommen ohne strikte Schwarz-Weiß Malerei, verspielte, elegante Sprache, Humor.
    Da hätten (ohne meiner Nostalgiebrille) schon die alten Harringtons den kürzeren Schlachtkreuzer gezogen, von den neuen Reihen ganz zu schweigen.

    1. DANKE für Dein Feedback! Ich kenne Honor Harrington und diesen Spin Off nicht. Der Götz dafür umso besser und er hat drei Bände durchgehalten. Und insgesamt eher wenig positives in Manticore finden können. Da er einzelne Handlungsstränge und Charakterisierungen sehr unterschiedlich bewertet hat, drängt sich mir der Eindruck auf, dass die Homogenisierung des Manuskripts von drei Autoren geschrieben, nicht gut funktioniert hat. Schade. Aber es gibt genug modernere und spannendere SF-Romane, wie wir gerade sehr gut beobachten können. Liebe Grüße, Eva

    2. Hi eidgenosse. Für mich war irgendwie spätestens dann die Luft raus, als Haven nicht mehr der große Gegenspieler war und auch die Masadaner aus der Story geschrieben wurden. (Die mir mit ihrem religiösen Fantasismus tierisch auf die Nerven gingen) Stattdessen kriegten wir Mesa und die Solare Liga, die bislang einfach nur blass und langweilig blieben. Die Sklavenkrone von Eric Flint war der letzte Lichtblick im Honorverse, doch dann musste ja der Fokus auf den Kampf gegen Mesa gelegt werden und da hat es für mich aufgehört. Ich quäle mich noch durch die aktuellen Bände, da ich die Reihe unbedingt komplett haben möchte und bin auf „Die Baumkatzen von Sphinx“ gespannt, wie sehr die Reihe gegen die Wand gefahren wird.

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